Migros verkauft spanische Erdbeeren für 1.50 Fr. – Kritik
Die Migros verkauft Erdbeeren aus Spanien zum Spottpreis. Das sorgt für Kritik. Denn die Früchte seien ökologisch problematisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Beeren aus Spanien gelten aus ökologischen Gründen als problematisch.
- Die Migros verkauft diese nun stark reduziert.
- Nau.ch hat beim Grossverteiler nachgefragt, ob die Nachfrage zurückgegangen ist.
Diese Berichte sind inzwischen allen bekannt: Spanien kämpft gegen eine Dürre. Verschärft wird die Problematik durch den Anbau von Obst und Gemüse, der jede Menge Wasser schluckt. Die Ernte von Erdbeeren, Blaubeeren oder Himbeeren ist besonders durstig.
Verderben diese Öko-Bedenken den Schweizerinnen und Schweizern die Lust auf spanische Beeren? Offenbar ja, könnte man bei einem Besuch in einer Berner Migros-Filiale am Wochenende denken.
Denn: Die Erdbeeren sind in Aktion und haben jetzt noch ein zusätzliches Rabatt-Kleberli auf der Schachtel. Die 500-Gramm-Schachtel kostet jetzt nur noch 1,50 Franken. Offenbar sind die Früchte kurz vor dem Schlechtwerden. Auch auf den Heidelbeeren und Himbeeren gibt es ordentlich Rabatt.
Nau.ch hat bei der Migros nachgefragt. Sprecherin Carmen Hefti verneint eine Auswirkung der Öko-Bedenken auf das Beeren-Business: «In den letzten Jahren blieb die Nachfrage konstant – Beeren sind bei Klein und Gross beliebt.»
Die Migros verweist darauf, sie habe mit ihren Partnern in Spanien ein «sparsames Bewässerungssystem entwickelt». Und: «So konnten unsere Produzenten den Wasserverbrauch optimieren.»
Migros erhält positives Feedback zu Spanier-Beeren
Zudem glaubt Hefti, dass die Kundschaft mit der Herkunftsdeklaration über genügend Informationen für einen Kaufentscheid verfüge, hinter dem sie stehen könne. Grundsätzlich erhalte die Migros überwiegend positive Rückmeldungen zu den Beeren.
Weiter betont die Migros: «Viele Kundinnen und Kunden schätzen das Angebot an frischen Beeren bereits in den etwas kühleren Monaten März und April. Produkte, die keinem Bedürfnis entsprechen, werden nicht gekauft und verschwinden damit automatisch wieder aus den Regalen.»
Der Umweltschutzorganisation Greenpeace missfällt diese Argumentation. Konsumexperte Florian Kasser sagt zu Nau.ch: «Die Detailhändler neigen dazu, die ökologische und soziale Verantwortung für ihre Sortimentsgestaltung auf ihre Kundschaft abzuwälzen.»
«Zugleich setzen sie mit ihren Aktionen Fehlanreize. Das ist verantwortungslos und unfair gegenüber der eigenen Kundschaft», so Kasser. Für Greenpeace ist klar: Ökologisch problematische Produkte gehörten nicht ins Sortiment und sollten nie mit Rabatten angeboten werden.
Neben der Bewässerung seien Beeren aus Spanien auch wegen fossil beheizten Gewächshäusern, Pflanzenschutzmitteln und schlechten Arbeitsbedingungen problematisch.
Greenpeace: «Auf saisonale Beeren warten»
Kasser empfiehlt daher: «Auf die saisonalen Beeren warten. Sich dann während der Saison mit reifen, geschmackvollen Beeren den Bauch vollschlagen und nach der Saison wieder die Vorfreude geniessen.»
Dass die Migros hingegen kurz vor dem Schlechtwerden die Beeren noch einmal reduziert, hält Greenpeace für «weniger problematisch». Aber: «Wirkungsvoller wäre es, wenn die Detailhändler früher Massnahmen ergreifen würden und solche Produkte gar nicht erst anbieten.»
Migros-Sprecherin Carmen Hefti hält hierzu fest: «Unser Ziel ist es stets, keine Lebensmittel wegzuwerfen.» Deshalb gelte: «Nähern sich Produkte dem Ablaufdatum, so werden sie vergünstigt verkauft oder günstig an Mitarbeitende abgegeben.»
Weiter setze der Grossverteiler auf die Zusammenarbeit mit karitativen Organisationen sowie mit der Anti-Food-Waste-App «Too Good To Go».