Missbrauch in katholischer Kirche: Opfer packt über Pfarrer aus
Eine neue Studie über den Missbrauch in der katholischen Kirche schlägt hohe Wellen. Eine Betroffene spricht öffentlich über ihre grausamen Erfahrungen.
Das Wichtigste in Kürze
- In den 70er-Jahren wird Vreni Peterer als Kind von ihrem Pfarrer sexuell missbraucht.
- Er habe ihr damals gedroht, dass sie in die Hölle komme, wenn sie jemandem davon erzähle.
- Mittlerweile hat Peterer vor einem Fachgremium ausgesagt.
Eine Studie der Uni Zürich zeigt erschütternde Ergebnisse. Seit 1950 haben katholische Kleriker und Ordensangehörige in der Schweiz mindestens 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch begangen. Das Resultat sei nur die Spitze des Eisbergs, heisst es im am Dienstag veröffentlichen Bericht.
Eines der Opfer ist Vreni Peterer. Mittlerweile ist sie über 60 Jahre alt. In der SRF-Sendung «10 vor 10» spricht sie über die schrecklichen Vorfälle, die sich vor rund fünf Jahrzehnten ereignet haben.
Damals wird sie auf einem Waldweg von ihrem Pfarrer in dessen Auto vergewaltigt. Er habe ihr gesagt, dass sie in die Hölle komme, falls sie jemandem davon erzähle. «Ich stand unter Schock, in mir drin hat sich das gar nicht gut angefühlt.»
Peterer ist zu diesem Zeitpunkt etwa zehn Jahre alt – und schweigt. «Gegen den Pfarrer hat man sowieso nichts gesagt, das war anfangs der 70er-Jahre.» Pfarrer, Polizisten und Lehrer hätten damals im Dorf höchstes Ansehen genossen, sagt sie.
Der Priester sei bereits davor als Pädophiler bekannt gewesen und sogar schon zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt worden. Das heisst es in der Sendung. Schliesslich habe man ihn einfach in eine andere Pfarrei verlegt. Jene von Vreni Peterer.
«Menschen haben versagt»
Die Betroffene erfährt erst später, dass es noch viele andere Opfer gab. «Das hat bei mir wahnsinnig viel ausgelöst. Da habe ich mir das erste Mal die Warum-Frage gestellt. Warum haben die Menschen das damals zugelassen?»
Es dauert mehr als vier Jahrzehnte, ehe sich Peterer mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit wagt. 2018 sagt sie vor einem Fachgremium aus. Dort wird ihr bestätigt, dass das, was ihr passiert ist, von den Verantwortlichen hätte verhindert werden können.
Peterer: «Ich habe die Antwort auf die Warum-Frage gefunden. Menschen haben versagt und nicht gehandelt. Verantwortliche haben sich nicht gewagt, den Pfarrer aus dem priesterlichen Dienst zu verbannen.»