Missbrauch von Medis: Deutsche Rapper prahlen mit Lean, Xanax & Co.

Nick Mäder
Nick Mäder

Bern,

Medikamente werden von Jugendlichen oft als Rauschmittel missbraucht. Der Brauch stammt aus der Hip-Hop-Kultur und ist mittlerweile in der Schweiz angelangt.

Ursprünglich stammt «Lean», ein Mix aus Limonade und Codein, aus der Hip-Hop-Szene der USA. - YouTube/Screenshot

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer häufiger berauschen sich Jugendliche an Medikamenten-Cocktails.
  • Im schlimmsten Fall kann dies tödlich enden, wie die jüngsten Ereignisse zeigen.
  • Auch in der Hip-Hop-Szene werden Medikamente häufig als Rauschmittel missbraucht.

Die Nachricht schockiert: Ein 15-Jähriger wird Anfang der Woche tot in einer Basler Wohnung aufgefunden. Angeblich soll der Jugendliche zuvor unbekannte Substanzen zu sich genommen haben. Wohl ein Mix aus Drogen und Medikamenten.

Der Tod erinnert stark an den Vorfall zweier Teenager, die im August in Zollikerberg (ZH) verstorben sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass die beiden durch eine Atemlähmung nach einer Medikamentenüberdosis starben.

Ob es sich um Substanzen wie Xanax oder Codein handelt, die häufig als Rauschmittel missbraucht werden, ist noch nicht bestätigt.

Hustensaft als Rauschmittel

Dass Medikamente von Jugendlichen häufig als Rauschmittel missbraucht werden, ist aber längst kein Geheimnis mehr. Laut «Sucht Schweiz» hat der missbräuchliche Konsum von Medikamenten bei männlichen Jugendlichen seit 2006 stark zugenommen.

Purple Drank
Bei «Purple Drank» oder «Lean» wird codeinhaltiger Hustensaft mit Limonade gemischt und so als Rauschmittel missbraucht. - zvg

Da die Arzneimittel meist rezeptpflichtig sind, werden die Produkte oft illegal über Social Media-Plattformen wie Instagram gekauft. Besonders beliebt ist der sogenannte «Purple Drank» oder «Lean» – codeinhaltiger Hustensaft, gemischt mit Limonade.

Das Mischgetränk wirkt euphorisierend und halluzinogen, betäubt aber gleichzeitig den Körper und schränkt die motorischen Fähigkeiten ein. Auch Herz- und Atemmuskeln können gelähmt werden.

Rapper das Vorbild der Jugendlichen?

In der Hip-Hop-Szene ist codeinhaltiger Hustensirup seit Jahren als Partydroge weit verbreitet. Ursprünglich kommt der Brauch aus den USA, wo Lean als preiswertes und einfach herzustellendes Getränk bekannt ist.

Mittlerweile hat die Mischung aus Hustensaft und Limonade aber auch in Europa an Popularität gewonnen. Der Hype ist so gross, dass die Partydroge in Songtexten von zahlreichen Rappern in Erscheinung tritt.

So auch bei den beiden deutschen Rappern «Yung Smali» und «Ice Burgh». «Unsere Cups sind voller Lean, letzte Nacht war wohl zu viel», singen sie in ihrem neusten Track. In einer YouTube-Doku wurden die Rapper kürzlich auf ihre Vorbildfunktion angesprochen. «Wir sind ja nicht die Eltern der Jugendlichen», meinten sie im Interview.

Sucht Schweiz: «Rapper tragen Mitverantwortung»

Trotzdem ist davon auszugehen, dass die Musikszene einen Einfluss auf den missbräuchlichen Medikamenten-Konsum bei Jugendlichen hat. «Wie gross dieser tatsächlich ist, wissen wir nicht», sagt Markus Meury, Mediensprecher bei «Sucht Schweiz».

Sicher fördere es aber den Konsum, da die Einnahme solcher Stoffe in vielen Liedern positiv besungen werde. Möglich sei jedoch, dass es auch ohne musikalischen Rückenwind zu diesem Trend gekommen wäre. «Es ist aber davon auszugehen, dass die Rapper eine Mitverantwortung tragen», meint Meury.

In diversen Rap-Songs ist nämlich zu sehen, wie die Partydroge gemischt und konsumiert wird. So scheint Lean in den Musikvideos von Rapper «Gzuz» mittlerweile fester Bestandteil zu sein.

Damit macht sich der Deutsche aber nicht nur Freunde. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass Kristoffer Klauss, wie Gzuz bürgerlich heisst, für 18 Monate ins Gefängnis muss. Der 32-Jährige ist unter anderem wegen Drogen- und Waffenbesitz angeklagt worden.

Kommentare

Weiterlesen

Instagram Drogendeals
32 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern