Nach Drogen-Drama in Basel: Jugendliche müssen Alternativen haben
In Zollikerberg ZH und auch in Basel starben insgesamt drei Teenies an Drogen-Cocktails. Eltern sind oft ratlos. Helfen kann bereits ein einfühlsames Gespräch.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich und Basel starben insgesamt drei Teenies an Drogen-Cocktails.
- Oft besorgen Volljährige die benötigten Drogen.
- Jugendliche versuchen sich so von Stress abzulenken. Ein Gespräch kann helfen.
Beruhigungsmittel, Hustensaft, Alkohol und einiges mehr. An dieser gefährlichen Mischung verstarb am Montag ein 15-jähriger Jugendlicher aus Basel. Auch in Zollikerberg ZH erlagen im September zwei 15-Jährige den Folgen eines Medikamenten-Cocktails. Immer mehr Jugendliche greifen zum Mix aus Drogen und Medikamenten – mit verheerenden Folgen.
Einfacher Zugang zu gefährlichen Substanzen
Alle drei Vorfälle ereigneten sich in oder an der Grenze zu Städten. Markus Meury, Mediensprecher bei Sucht Schweiz, vermutet eine geografische Verdichtung. «Die Berichte in den Medien deuten darauf hin, dass es sich um Probleme in der Agglomeration handelt.» Auf dem Land seien solche Drogen-Cocktails weniger anzutreffen.
Freunde des Verstorbenen in Basel gaben preis, was das Opfer in der Nacht alles konsumiert hatte: das Beruhigungsmittel Xanax, Alkohol, LSD, Hustensaft mit Codein und Methadon. Der Zugang zu all diesen Substanzen gestaltet sich erschreckend einfach.
Alkohol gibt's bereits ab 16 Jahren legal zu kaufen. Xanax findet man im Apothekenschrank bei den Eltern oder im Internet. LSD und Methadon gibt es beim Dealer und codeinhaltigen Hustensaft sei ohnehin viel zu einfach zu kriegen, kritisiert Markus Meury.
«Die Behörden haben solche Hustensirups von der Abgabekategorie C in die Kategorie B umgeteilt. Das heisst, der Apotheker muss mit dem Kunden ein Gespräch führen und die Abgabe dokumentieren.» Die Abgabe erfolge aber nur an über 18-Jährige, argumentiert die Gebro Pharma AG. Sie hat bereits Beschwerde eingereicht gegen die neue Regelung der Behörden.
Falscher Umgang mit Stress und Problemen
Das Problem: Oft seien es die Volljährigen, welche Codein für Jüngere kaufen würden. Sucht Schweiz fordert daher eine Abgabe von codeinhaltigem Hustensirup nur noch gegen Rezept. «Dies würde auch den Zugang für Dealer sowie im Internet erschweren», sagt Meury.
Gemischt sei der gefährliche Cocktail schnell. Anleitungen sind im Internet oder auf Whatsapp auffindbar, im Notfall könnten auch Kollegen weiterhelfen. «Die Internetplattformen sind hier mit in der Verantwortung. Es muss möglich sein, Drogenhandel auf den öffentlichen Plattformen systematisch auszumerzen», fordert Meury.
Ursprung des Konsums von Medikamenten-Cocktails sei oft der falsche Umgang mit Stress oder Problemen. Lösungen sind hierbei Alternativen zu den Medikamenten. Markus Meury empfiehlt beispielsweise Entspannungstechniken oder Sport. Ganz wichtig sei auch Reden.
«Studien zeigen klar, dass Jugendliche viel weniger Substanzen konsumieren, wenn sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Eltern haben.» Beide Seiten seien dabei zur Zusammenarbeit verpflichtet.
«Zügel nicht schleifen lassen»
«Doch auch wenn man meint, dass Jugendliche nicht mehr auf die Eltern hören, sind gemeinsam erarbeitete Regeln extrem wichtig. Als Eltern darf man also die Zügel nicht schleifen lassen!», sagt Meury.
Wie bei jeder Sucht gebe es auch bei Medikamentenmissbrauch klare Verhaltensmuster der Konsumierenden. Interessen oder Verpflichtungen würden nicht mehr wahrgenommen. Rückzug und Geheimniskrämerei gehören ebenso dazu wie Apathie.
Hilfe für den Dialog oder Erziehungstipps finden Eltern auf der Internetseite von Sucht Schweiz. Zudem steht Hilfesuchenden jeweils Dienstags-, Mittwochs- und Donnerstagsvormittag die Gratishotline unter der Nummer 0800 104 104 zur Verfügung.