Missbrauchskandal: Kein Klosterbier mehr in Coop-Regalen
Nach dem Missbrauchsskandal bei der Abtei Saint-Maurice nimmt Coop das klostereigene Bier aus dem Sortiment. Um einen Reputationsschaden zu verhindern?
Das Wichtigste in Kürze
- In der Abtei Saint-Maurice sollen sexuelle Übergriffe passiert sein.
- Seit 2019 braut und verkauft das Kloster sein eigenes Bier.
- Nach dem Skandal wird Coop die Biere der Klosterbrauerei nicht mehr weiter verkaufen.
Die Abtei Saint-Maurice im Kanton Wallis gibt es seit mehr als 1500 Jahren. Seit 2019 produziert sie eigenes Bier in mehreren Sorten. Es ist das einzige Klosterbier in der Schweiz.
Jedoch hat ein Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche auch das Image der Abtei getrübt. Im September letzten Jahres legte Rektor Jean Scarcella sein Amt aufgrund von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs nieder.
Gemäss Berichten vom Westschweizer Radio und Fernsehen, Radio Télevision Suisse (RTS), sollen in der Vergangenheit neun Angehörige der Abtei sexuelle Übergriffe begangen haben.
Der Skandal beeinflusst auch die wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters. Der Getränkehändler Amstein hat gemäss «24 heures» die Klosterbiere aus seinem Sortiment entfernt.
«Unabhängiger Rückgang der Nachfrage»
Auch Coop hat angekündigt, dass die Biere nicht mehr verkaufen werden. «Wir haben unabhängig und bereits vor der medialen Berichterstattung einen Rückgang der Nachfrage registriert», so Coop-Sprecher Caspar Frey gegenüber CH Media.
Vor dreieinhalb Jahren hat sich die Migros ebenfalls aus Sorge vor einem Imageschaden von den «Mohrenköpfen» der Firma Dubler getrennt. Bernhard Bauhofer, ein Reputationsmanager und Unternehmensberater, kritisierte damals die Entscheidung als voreilig.
Im Fall des Klosterbieres sieht er jedoch eine andere Situation. «Ich kann nachvollziehen, dass Coop nicht mit einer Organisation assoziiert werden will, die mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert ist», sagt er.
Auf den Boykott des Bieres durch Coop reagierte Pierre-Alain Cardinaux, Verwaltungsratspräsident der Brauerei: «Ich verstehe den Entscheid voll und ganz», sagt er zur Zeitung. Er bedaure jedoch, dass die Vermarktung des Bieres mit Aspekten vermischt werde, für die er keine Verantwortung trage.