Mit suizidgefährdeten Jugendlichen das Gespräch suchen
In Appenzell Innerhoden möchte man künftig das Gespräch mit suizidgefährdeten Jugendlichen suchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Appenzell Innerrhoden startet eine Kampagne zur Suizidprävention.
- «Chomm, vezöll doch!» richtet sich sowohl an Gefährdete, wie auch an deren Umfeld.
Jedes Jahr sterben in der Schweiz dreimal mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle. Appenzell Innerrhoden möchte mit einer Kampagne zur Suizidprävention vor allem gefährdete Jugendliche ansprechen.
Brücken haben eine Anziehungskraft auf Menschen, die suizidgefährdet sind. Eine solche Brücke ist etwa die Taminabrücke, die 2017 in Betrieb genommen wurde. Als präventive Massnahme wurden deshalb Netze unter die Brücke gespannt. «Wir haben in Appenzell Innerrhoden keinen solchen Hotspot», sagte Antonia Fässler, Vorsteherin des Innerrhoder Gesundheits- und Sozialdepartements am Dienstag an der Medienorientierung in Appenzell. Von einem «Hotspot» spricht man dann, wenn an einem Ort mehr als fünf Suizide während zehn Jahren begangen wurden.
Häufige Todesursache
In Appenzell Innerrhoden nehmen sich jährlich zwei bis drei Menschen das Leben. Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Jugendlichen ist Suizid eine der häufigsten Todesursachen. Jeder zehnte Jugendliche habe Suizidgedanken, so die Statthalterin.
In Appenzell Innerrhoden lancieren 2019 der Kanton, die Kirche, die Schule und die Sozialberatung gemeinsam eine Kampagne zur Suizidprävention. Verschiedene Veranstaltungen sollen für das Thema sensibilisieren und Hemmungen abbauen. «Die Kampagne ist eine Einladung zum Reden und zum Zuhören», sagte Landammann Roland Inauen.
Schlüsselpersonen aufklären
Die Kampagne «Chomm, vezöll doch!» richtet sich sowohl an gefährdete Menschen, wie auch an deren Umfeld. Schlüsselpersonen wie Lehrer und Eltern sollen angesprochen und aufgeklärt werden. Zum Auftakt werden in der Real- und der Sekundarschule mit allen dritten Klassen Workshops zum Thema durchgeführt. Eine Krise des Selbstwertgefühls gehöre zur Entwicklung von jedem Jugendlichen.
In der Gesellschaft stehe heute der Fun im Vordergrund, sagte Standespfarrer Lukas Hidber. Die Jugendseelsorge begleite gefährdete Jugendliche so gut als möglich. «Es gibt kein Betty-Bossi-Rezept», erklärte Hidber. Es seien kleine Schritte, um den Mut zu finden, zu erzählen. «Hilfe anzunehmen, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke», sagte der Pfarrer, der seit zwei Jahrzehnten in Appenzell viele Menschen begleitet hat, die Angehörige durch Suizid verloren haben.