Mitholz: Bewohner müssen wegen Räumung rund 10 Jahre wegziehen
Die Bewohner von Mitholz BE müssen je nach Verlauf der Räumung des Munitionslagers rund zehn Jahre wegziehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Munitionsrückstände im ehemaligen Munitionslager Mitholz BE sollen geräumt werden.
- Bevölkerung und Gewerbe erhalten die Möglichkeit, sich dazu zu äussern.
- Dies soll anhand eines Fragebogens bis Ende März geschehen.
Bund, Kanton Bern sowie die betroffenen Gemeinden Kandergrund und Kandersteg streben die Räumung der Munitionsrückstände im ehemaligen Munitionslager Mitholz an. So können die Risiken langfristig und dauerhaft gesenkt werden. Die Räumungsarbeiten haben Auswirkungen für die Bevölkerung und auf die Verkehrswege.
Nach heutigem Kenntnisstand der Situation muss die Bevölkerung von Mitholz während der Räumung je nach Verlauf rund 10 Jahre wegziehen. Die Strassenverbindung zwischen Kandergrund und Kandersteg soll mit baulichen Massnahmen oder einer neuen Strassenführung gewährleistet werden. Zudem sind auch für die Bahnlinie der BLS Schutzbauten notwendig.
Unterstützung der betroffenen Personen und Familien
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) wird die betroffene Bevölkerung insbesondere bei der Vorbereitung des Wegzugs begleiten. Es wird Unterstützung anbieten, soweit dies die Betroffenen wünschen und benötigen, und dazu mit den einzelnen Personen und Familien das Gespräch suchen.
Mitwirkung zu den Auswirkungen der Munitionsräumung
Die betroffenen Behörden und Bevölkerung, die heimische Wirtschaft und die BLS erhalten nun die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Mitwirkungsverfahrens zu den Auswirkungen der Räumungsarbeiten am ehemaligen Munitionslager Mitholz zu äussern.
Anhand eines Fragebogens können die Bevölkerung und die lokale Wirtschaft nun eine Rückmeldung bis Ende März abgeben. Die Behörden können bis zum 17. April 2020 Stellung nehmen. Anschliessend werden die eingegangenen Rückmeldungen ausgewertet. Das Resultat aus der Mitwirkung fliesst in die weiteren Arbeiten ein.
Informationsanlass mit Bundesrätin Viola Amherd
Heute Dienstagabend hat das VBS mit Chefin Viola Amherd die Mitwirkung mit dem Informationsanlass in Kandergrund gestartet. Die Bundesrätin hat anlässlich der Veranstaltung nochmals persönlich betont, dass die Räumung das angestrebte Ziel ist. Morgen wird auch die Bevölkerung in Kandersteg vor Ort informiert.
Sollten sich während der Räumung unüberwindbare Probleme ergeben oder mit der Räumung die Schutzziele nicht erreicht werden können, kann mit einer Überdeckung der Anlage mit Gestein das Risiko dennoch deutlich reduziert werden.
Mehrere hundert Tonnen Sprengstoff gelagert
Das Nachschub-Munitionslager in Mitholz wurde im Zweiten Weltkrieg von der Schweizer Armee gebaut. Die sechs gebauten 150 Meter langen Lagerkammern wurden durch einen Verbindungsgang mit einem vorgelagerten Bahntunnel verbunden.
In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 1947 ereigneten sich im Munitionslager mehrere Explosionen, die im Dorf grosse Schäden anrichteten. Insgesamt neun Menschen starben in der Umgebung der Anlage, mehrere Dutzend Häuser wurden beschädigt oder zerstört.
Ein Teil der eingelagerten rund 7000 Bruttotonnen Munition war explodiert. Eine vollständige Räumung der Munitionsrückstände wurde vor allem aus geologischen Gründen als zu risikoreich erachtet. Schätzungsweise befinden sich heute noch bis zu 3500 Bruttotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff dort.
Nach einer Risiko-Einschätzung durch eine Fachbeurteilung 1986 wurde die Anlage ab 1987 von der Armee wieder genutzt. Das VBS liess jedoch 2018 eine neue Risikobeurteilung durchführen. Dies kam zum Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit und das mögliche Ausmass einer Explosion heute deutlich höher einzuschätzen seien als bisher angenommen wurde, weswegen die Anlage 2018 geschlossen wurde.