Risikosenkung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz läuft

Weil das ehemalige Munitionslager Mitholz gefährlicher ist als angenommen, hat das VBS 2018 eine Risikobeurteilung gestartet. Erste Massnahmen sind umgesetzt.

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Der Projektleiter Variantenevaluation Hanspeter Aellig spricht über mögliche Evaluationen im Zusammenhang mit der Gefahrenbeseitigung im ehemaligen Munitionslager Mitholz. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Das ehemalige Munitionslager Mitholz ist riskanter, als lange Jahre angenommen.
  • Das VBS begann darum 2018 eine Risikobeurteilung und prüft risikosenkende Massnahmen.
  • Die Räumung ist oberstes Ziel. Aktuell stehen sieben Varianten zur Debatte.

Nach gut einem Jahr informiert das VBS über den Stand der Arbeiten bei der Risikobeurteilung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz. Die Arbeitsgruppe hat den Auftrag, eine Risikobeurteilung vorzunehmen und risikosenkende Massnahmen zu prüfen.

Die Task Force war gegründet worden, nachdem das VBS herausgefunden hatte, dass bei einer Explosion von Munitionsrückständen ein höheres Risiko besteht als bisher angenommen.

Mitholz Explosion 1947
Mitholz nach der Explosion 1947. - zvg

Mehrere Explosionen im Munitionslager forderten 1947 neun Menschenleben. Ein Teil der eingelagerten Munition befindet sich immer noch in einem verschütteten Bahnstollen und einem Schuttkegel vor der Anlage. Die Truppenunterkunft und das Lager der Armeeapotheke existieren seit Bekanntwerden der neuen Erkenntnisse nicht mehr.

Umfangreiches Mess- und Alarmierungssystem

Gewisse Massnahmen sind bereits umgesetzt. Seit Juni ist im und vor dem Lager ein umfangreiches Mess- und Alarmierungssystem in Betrieb. 62 Sensoren und Kameras messen Risse im Felsen, Gaskonzentration und Temperatur.

Bei einer Überschreitung festgesetzter Grenzwerte wird ein Voralarm ausgelöst, worauf Experten eine Lagebeurteilung vornehmen. Wenn die Temperatur mehr als eine Minute lang 100 Grad überschreitet, wird automatisch ein «scharfer» Alarm ausgelöst.

Jeweilige Experten haben geborgene Munition und die Geologie unter die Lupe genommen. Resultat: Die Sprengstoffe in der bisher geprüften Munition sind noch voll sprengfähig, weite Teile des Felsens sind instabil. Auf die Gefährdung des Grundwassers gibt es keinerlei Hinweise.

munition mitholz räumung
Munitionsrückstände im ehemaligen Munitionslager Mitholz. - zvg

Dass ein Blitzeinschlag eine Explosion auslösen könnte, ist wenig wahrscheinlich. Da die Wahrscheinlichkeit aber nicht ganz ausgeschlossen werden kann, haben die Behörden als Blitzableiter ein metallenes Schutzgitter an einer Felskluft montiert.

Oberstes Ziel: Räumung

Bis Ende Juni 2020 sollen Varianten evaluiert sein, welche die Risiken, die vom ehemaligen Munitionslager ausgehen, beseitigen oder dauerhaft senken. Damit wurde ein separates Projektteam betraut. Aktuell bestehen sieben Varianten.

Sechs davon sehen die teilweise oder vollständige Räumung des verschütteten Bahnstollens vor. Eine zielt auf die Einrichtung einer Sicherheitszone um die Anlage. In dieser wäre das Wohnen und Arbeiten für die Bevölkerung nicht mehr möglich.

In der zweiten Jahreshälfte 2020 soll, auch nach Mitwirkung der lokalen Bevölkerung, ein Entscheid über die konkret zu projektierende Variante gefällt werden.

Für das Projektteam unter Leitung von Hanspeter Aellig gilt die Räumung als oberstes Ziel. Die Kosten sind in der aktuellen Phase zweitrangig. «Ich will unsere Überlegungen technisch- und faktenbasiert machen, da sind die Finanzen kein Killerkriterium», so Aellig.

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Interview mit Hanspeter Aellig, Projektleiter Variantenevaluation. - Nau

Unabhängig der Varianten empfiehlt das Projektteam die Planung und Umsetzung von Schutzbauten. Von deren Effektivität wird dann abhängen, ob und wenn ja, wie lange die Wohnbevölkerung evakuiert werden müsste.

Für die Region ist die Verbindung ins Wallis von grosser Bedeutung. Deshalb wird geprüft, mit welchen Massnahmen die Bahn- und Strassenverbindungen im Falle einer Räumung gewährleistet werden können.

Zweite Sirene und Verhaltensempfehlungen

Weiter hat das VBS klargestellt, dass der Bund im Falle einer Explosion für die Schäden haftet. Zudem kommt der Kanton Bern den Liegenschaftseigentümern aufgrund der aussergewöhnlichen Situation steuertechnisch entgegen.

Für den Fall eines Ereignisses wurde eine Notfallplanung erarbeitet und in Mitholz eine zweite Sirene installiert. Für die betroffene Bevölkerung hat der Kanton Verhaltensempfehlungen in einem Merkblatt erarbeitet.

Auch in Bundesbern ist das ehemalige Munitionslager seit den neuen Erkenntnissen im Sommer 2018 durch verschiedene Vorstösse präsent. In der letzten Sommersession hat der Nationalrat eine Motion von GLP-Chef Jürg Grossen angenommen.

Diese fordert unter anderem, das Munitionslager Mitholz rasch komplett gefahrlos machen. Nun ist der Ständerat am Drücker.

Munitionslager mitholz
Sicht auf die Felsabrissstelle nach der Munitionsexplosion 1947in Mitholz. - Keystone

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