Mobile Gruppen aus bevölkerungsreichen Vierteln heizten Pandemie an

Keystone-SDA
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Basel,

Eine Studie in Basel zeigt, wie sich das Coronavirus lokal ausbreitet. Heikel seien Menschen mit hoher Mobilität, niedrigem Einkommen und engem Wohnraum.

Zugpersonal masken coronavirus
Personen mit niedrigem Einkommen, die viel unterwegs sind und nur wenig Wohnraum zur Verfügung haben, sollen stark zur Verbreitung des Coronavirus beigetragen haben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie aus Basel hat untersucht, wie sich das Coronavirus lokal ausbreitet.
  • Hohe Mobilität, enger Wohnraum und niedriges Einkommen seien Treiber der Pandemie.

Die Treiber der Corona-Pandemie in Basel waren Menschen mit hoher Mobilität, engem Wohnraum und niedrigem Einkommen, wie eine noch unveröffentlichte Studie zeigt. Die Erkenntnisse können helfen, die bestmögliche Verteilung von Impfstoffen zu ermitteln.

CORONA, COVID-19,
Eine Frau zieht sich zum Schutz gegen das Coronavirus eine Gesichtsmaske an bevor sie in's Kunstmuseum geht in Basel, am Donnerstag, 29. Oktober 2020. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) - keystone

Man weiss relativ wenig darüber, wie sich das Coronavirus lokal ausbreitet. Ein Forschungsteam um Adrian Egli vom Universitätsspital Basel untersuchte dies nun mit Kollegen der Uni Basel und der ETH Zürich anhand von Daten vom Frühjahr für die Stadt am Rhein.

So identifizierten sie zwei Gruppen, in denen bestimmte Ansteckungsmuster auftraten: Zum einen ältere Menschen, die Sars-CoV-2 meist in ihren eigenen Wohnvierteln einfingen und dort weitergaben. Zur Virusverbreitung in der ganzen Stadt trugen die Senioren jedoch nicht besonders stark bei. Dies war vor allem die zweite Gruppe: Jüngere Menschen mit hoher Mobilität, tiefen Einkommen und engem Wohnraum, wie die Forschenden in der noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie berichten.

Kein Homeoffice und viele Kontakte

Die Reproduktionszahl in den entsprechenden Wohnvierteln lag denn auch deutlich höher als in den wohlhabenderen Gegenden (die Zahl gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt). Ein Grund: Sozioökonomisch schwächere Gruppen arbeiten häufig in Berufen, in denen Homeoffice selten möglich ist. Ebenfalls erfordere ihre Arbeit persönlichen Kontakt mit anderen Menschen und stärkere Mobilität, wie Adrian Egli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Homeoffice
Durch den Wechsel ins Homeoffice wurden viele PCs verkauft. - dpa

Als Grundlage für ihr epidemiologisches Modell dienten den Forschenden rund 750 positive Corona-Tests zwischen März und April. Von über 400 der Proben sequenzierten sie das ganze Virusgenom. Diese anonymisierten Informationen kombinierten sie mit Bevölkerungsdaten, die Angaben zum Alter, zur Bevölkerungsdichte und zur Höhe der Einkommen enthielten. Ebenfalls flossen Bewegungsdaten von Personen ein, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Auto, zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs waren.

Treiber der Pandemie priorisieren

Die Ergebnisse können laut den Forschenden für eine effektive Impfstrategie genutzt werden. «Natürlich ist es absolut richtig, zuerst die älteren Menschen und Risikopersonen zu impfen», sagte der Mikrobiologe Egli. So könne diese empfindliche Gruppe geschützt werden.

biontech
Behälter mit dem COVID-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer werden für den Versand vorbereitet. Foto: Morry Gash/Pool AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Die epidemiologische Kurve flache damit aber kaum merklich ab. «Deshalb ist es wichtig, dass danach diejenigen Menschen eine Impfung erhalten, die die Pandemie hauptsächlich antreiben.» Konkret: Solange Impfstoffe noch nicht für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen, sollten die Gruppen mit hoher Mobilität und aus bevölkerungsreichen Vierteln priorisiert werden.

Anwendbar auf andere Städte

Die identifizierten Übertragungsmuster liessen sich auch auf andere Städte anwenden. «Ein grosser Teil der europäischen Städte weist ähnlich hohe Bevölkerungszahl wie Basel auf», sagte Egli. Die demographische Struktur, die Verteilung der dünn und dicht besiedelten sowie reicheren und ärmeren Quartiere sei in vielen mittelgrossen Städten ähnlich.

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