Möglicher Lauber-Nachfolger bereits in schlechtem Licht

Damian Haralamb
Damian Haralamb

Genève,

Der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot kandidiert für das Amt des Bundesanwalts. Mehrere Fälle von Milde rücken ihn aber bereits in ein schlechtes Licht.

Olivier Jornot
Der Leiter der Genfer Staatsanwaltschaft Olivier Jornot kandidiert für die Nachfolge von Michael Lauber bei der Bundesanwaltschaft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Olivier Jornot will das Amt des Bundesanwalts übernehmen.
  • Nun rückt ein neu enthüllter Fall den Genfer Generalstaatsanwalt in ein schlechtes Licht.
  • In einigen Fällen hat der 51-Jährige übermässige Milde gezeigt.

Der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot hat bisher als einziger seine Kandidatur als Bundesanwalt bekannt gegeben. In seiner Heimatstadt ist der 51-Jährige als strenger Sheriff bekannt. In einigen Fällen scheint er aber Milde zu zeigen, berichtet CH Media. Ein neu enthüllter Fall rückt den möglichen Nachfolger von Michael Lauber in ein schlechtes Licht.

2016 wurde bekannt, dass der Chefarzt der Transplantationsmedizin des Universitätsspitals Genf, Thierry Berney, unerlaubte Forschungen durchführte. Dabei soll er jahrelang ohne Einwilligung der Spender an menschlichen Organen geforscht haben. Eine Bewilligung der Ethikkommission lag ebenfalls nicht vor.

Chirurg von Jornot unschuldig gesprochen

Entsprechend sah die Stiftung Swisstransplant den Ruf der Schweizer Organspende in Gefahr und drängte das Spital zu Untersuchungen. Im November 2016 eröffnete auch Generalstaatsanwalt Jornot ein Verfahren. Dieses stellte er nach drei Jahren jedoch wieder ein – der Chirurg sei unschuldig.

Olivier Jornot
Der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot bei einer Pressekonferenz. - Keystone

Die Einstellungsverfügung begründete Jornot mit dem Fehlen von Beweisen. Dabei widersprach der Spender klar der Nutzung seiner Zellen zu Forschungszwecken. Zudem wäre die Anklage von einer Aussage einer Labormitarbeiterin unterstützt worden: Sie habe an Organen arbeiten müssen, bei welchen die Ablehnung von Forschung dokumentiert war, schreibt das Medienunternehmen.

Ein weiterer Punkt, welcher einen Strafbefehl gerechtfertigt hätte, war das besondere Verhalten des Chefarztes. Berney liess nämlich sämtliche Proben vernichten und löschte alle Computerdaten. Doch Jornot entschied sich dazu, das Verfahren einzustellen. Damit bewahrte er das Spital vor einem grossen Reputationsschaden.

Mild bei Stadtrat, streng bei Kleinkriminellen

Der Berney-Fall ist jedoch nicht das einzige Beispiel von Milde. 2018 eröffnete Jornot ein Verfahren gegen den ehemaligen Genfer Stadtpräsidenten Guillaume Barazzone. Er hatte 80'000 Franken ungerechtfertigte Spesen aus der Staatskasse bezogen. Nachdem der Politiker den Betrag zurückgezahlt hatte, stellte der Generalstaatsanwalt das Verfahren jedoch ein.

Guillaume Barazzone
Guillaume Barazzone fiel durch seine hohen Spesen auf, die nicht mit seiner Arbeit verbunden waren. - Keystone

Gegenüber Kleinkriminellen zeigt sich Olivier Jornot hingegen gnadenlos. Dabei wandern einige sogar wegen einer fehlenden Aufenthaltsbewilligung ins Gefängnis. Das Untersuchungsgefängnis Champ-Dollon sei deshalb gefährlich überbelegt, schreibt der «Tagesanzeiger». Auch gegenüber dem ehemaligen Rivalen und gefallenen Staatsrat Pierre Maudet ermittelt Jornot energisch.

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