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«Mundraub»: Ski-Beiz installiert Videoüberwachung beim Self-Service

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Oberwallis,

Eine grosse Walliser Pisten-Beiz überwacht Skifahrer beim Self-Service per Video. Doch bei der Massnahme gegen Mundraub gibt es ein Problem...

Videoüberwachung Self-Service Restaurant
In einer grossen Walliser Ski-Beiz werden die Skifahrer bei der Getränke-Station videoüberwacht. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Skifahrer in einem grossen Walliser Pisten-Restaurant werden videoüberwacht.
  • Auch in Bern setzen immer mehr Restaurants mit Self-Service darauf.
  • «Mundraub» kann teuer werden – es drohen Bussen von bis zu 10'000 Franken.
  • Ein Rechtsanwalt sieht aber ein mögliches Problem in der Walliser Beiz.
  • So wie die Kamera jetzt beschriftet ist, sei es aus Datenschutz-Sicht problematisch.

Skifahren macht durstig – zu durstig!

Ein grosses Pisten-Restaurant in Saas-Fee VS ergreift Massnahmen. Die Betreiber haben bei der Getränke-Selfservice-Station eine Videokamera installiert.

«Achtung Videoüberwachung», steht unübersehbar oberhalb der Cola-, Sprite- und Rivella-Hahnen.

restaurant videoüberwachung self-service
«Videoüberwachung», steht gross über der Self-Service Station bei einer grossen Ski-Beiz im Wallis. - Nau.ch

Der Verdacht liegt nahe, warum. Manch ein Gast füllt sich wohl ein Glas, trinkt es beim Zapfhahn füllt dann nach. Und bezahlt nur eins. Das nennt sich «Mundraub».

Auf Anfrage von Nau.ch will man keine Auskunft geben. «Aus Sicherheits- und Datenschutz-Gründen», so die Restaurant-Verantwortlichen.

Aus «Datenschutz-Gründen» steht die Beiz kurz darauf selbst in der Kritik.

Die Videoüberwachung hat einen Fehler

Denn: So wie die Video-Überwachung aktuell beschriftet ist, ist das Ganze heute nicht mehr korrekt.

Rechtsanwalt Martin Steiger sagt zu Nau.ch: «Aufgrund der allgemeinen Informationspflicht gemäss neuem Datenschutzgesetz genügt allein ein solches Schild nicht mehr, um das Datenschutzrecht einzuhalten.»

Videoüberwachung
So sieht das seit dem 1. September 2023 obligatorische Schild aus. Entweder so wie hier in blau, in gelb oder weiss muss auf die Videoüberwachung hingewiesen werden. - zVg

Das Datenschutzgesetz schreibt vor, dass seit dem 1. September 2023 bei Videoüberwachung umfassend informiert werden muss.

Konkret: Identität des Verantwortlichen, Zweck sowie über allfällige Weitergabe an Dritte oder Bekanntgabe ins Ausland müssen transparent gemacht werden.

Wenn man die Informationspflicht vorsätzlich nicht erfülle, dann könnte es sogar ein Strafverfahren geben. «Ich würde nicht leichtfertig von einem vorsätzlichen Handeln ausgehen», sagt Steiger.

Hast du beim Getränke-Self-Service schon einmal einen Schluck genommen und wieder nachgefüllt?

Es dauere wohl vielmehr einfach noch einige Zeit, bis die neue Regelung allen genügend bekannt ist.

Und: «Es gibt keine ‹Datenschutz-Polizei›, die einfach mal so vorbeischaut und Bussen verteilen kann.»

Das Restaurant war auf mehrfache Nachfrage von Nau.ch nicht mehr erreichbar.

Ob es ein zusätzliches Schild an einem anderen Ort gibt? Auf den ersten Blick ist ein solches jedenfalls nicht zu erkennen.

Mundraub-Alarm in Ski-Beizen

Eine Antwort, warum überhaupt Videokameras installiert werden, liefert Gastro Bern. Die Entwicklung kennt man nämlich auch im Kanton von Adelboden, Grindelwald und Co.

«Es ist zu beobachten, dass immer mehr Selfservice-Restaurants Videoüberwachung einsetzen. Bei Getränke-Selfservice-Stationen besteht immer die Gefahr von Mundraub», so Daniel Reichenpfader.

Jeder Schluck kostet

Das kann für Self-Service-Restaurants durchaus ins Geld gehen.

Bei der genannten Walliser Ski-Beiz kostet ein Drei-Dezi-Getränk 4.80 Franken. Für fünf Deziliter zahlt man fast zwei Franken mehr.

videoüberwachung
Jeder Deziliter kostet... - zVg

«Die Videoüberwachung kann eine nützliche Massnahme sein, um das Verhalten der Gäste zu beobachten. Und Fehlverhalten zu korrigieren», so Reichenpfader.

Am besten sei aber eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen, «Videoüberwachung sollte nicht die einzige Lösung sein. Ein freundlicher und aufmerksamer Service sowie klar kommunizierte Regeln können das Vertrauen der Gäste fördern und Mundraub minimieren.»

Gastrosuisse empfiehlt günstigere Massnahmen

Der schweizweite Restaurant-Arbeitgeberverband rät gar: Restaurants sollten erst andere Optionen als eine Video-Kamera in Betracht ziehen.

«Es empfiehlt sich, zuerst kostengünstigere Massnahmen zu prüfen», so Gastrosuisse-Direktor Patrik Hasler-Olbrych.

Würdest du in ein Restaurant essen gehen, das Videoüberwachung hat?

Nämlich: «Selbstbedienungsstationen lassen sich beispielsweise so aufstellen, dass sie im Blickfeld der Mitarbeitenden sind. Auch eine offene Kommunikation kann bereits helfen.»

Es komme aber auf die spezifische Situation an.

So teuer wird es bei Mundraub

Wird jemand beim Mundraub erwischt, dann kann das sehr schnell sehr teuer werden. Es drohen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe, warnt Rechtsanwalt Steiger.

«Theoretisch», weil es sich mit Blick auf den Wert der betroffenen Getränke und Speisen normalerweise um ein geringfügiges Vermögensdelikt handelt.

Selbstbedienung
Gastrosuisse empfiehlt Self-Service-Restaurants, zuerst andere Massnahmen als Videoüberwachung zu prüfen. - keystone

Steiger: «Die Grenze liegt bei 300 Franken. Man müsste also wortwörtlich den Mund ganz schön voll nehmen, um einen Betrag von mehr als 300 Franken zu erreichen!»

Ein «Mundraub» bis zu 300 Franken könne mit einer Busse bestraft werden. «Eine solche Busse kann bis 10'000 Franken betragen, wird normalerweise aber wesentlich tiefer ausfallen.»

Die Kosten für das Strafverfahren und die eigene Strafverteidigung seien häufig deutlich höher als die Busse. Trotzdem: «Die gesamten Kosten erreichen sofort mehr als 1'000 Franken

Kommentare

User #5130 (nicht angemeldet)

Rückendeckung für die Preiserhöhung kommt vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV), der diese auch genehmigen musste. Neben den gestiegenen Kosten betonte ESV-Obmann Markus Lauener gegenüber SRF, dass man nach dem ESAF in Pratteln BL 2022 gemerkt habe, dass man damals die Preise zu tief angesetzt habe. Das Fest verzeichnete ein Defizit von drei Millionen Franken. Das wolle man nun in Glarus vermeiden: «Ein zweites Pratteln darf es nicht geben», sagt Lauener.

User #1389 (nicht angemeldet)

Statt dieser Plörre, trinkt man vielleicht lieber draussen an der frischen Luft ein Sozbier aus der Dose ☝️😎

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