Muss ich jetzt beim Baden Angst vor Blaualgen haben?
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Blaualgen-Fall am Neuenburgersee sind viele Leute verunsichert.
- Muss man jetzt aufs Baden verzichten?
- Die Hitze könnte die Algen wieder wachsen lassen.
Die Nachricht sorgte vor einer Woche für Aufregung. Am Neuenburgersee zwischen Colombier NE und der Mündung der Areuse wurden sechs Hunde vergiftet. Schuld waren Cyanobakterien, die Neuenburger Behörden verhängten daraufhin ein Badeverbot.
Dieses wurde am Mittwoch wieder aufgehoben. Die Analysen der Wasserproben zeigten, dass der See keine giftigen Blaualgen (Cyanobakterien) mehr enthält. Doch die Angst bleibt: Wie gefährlich ist es, im See zu baden?
Grundsätzlich muss dazu gesagt werden: Es gibt mehrere Tausend Arten von Blaualgen, nur ungefähr 40 sind jedoch giftig. Das schreibt die Universität Rostock in einem Factsheet. Und der Name «Alge» ist eigentlich irreführend, handelt es sich doch um Bakterien.
Vorsicht bei Tieren und Kindern
«Oft liegen die Gifte der Blaualgen in gebundener Form in den Zellen vor, man muss also das Wasser trinken, um sich daran zu vergiften», sagt Jakob Pernthaler. Er ist Professor für Aquatische Mikrobiologie an der Universität Zürich.
Die Bakterien könnten für Hunde und auch kleine Kinder, die eher mal Wasser trinken, giftig sein. Für Erwachsene aber eher weniger. «Andererseits kann bei hoher Konzentration dieser Gifte im Wasser auch der Hautkontakt zu Hautreizung führen», so Pernthaler zu Nau.ch.
Und auch das ETH-Wasserforschungsinstitut Eawag hält Vorsicht für angebracht. «Beachten Sie Sperrungen von Behörden unbedingt und schwimmen Sie nicht an Orten, wo das Wasser seltsame Verfärbungen zeigt oder Algenteppiche darauf schwimmen», so Mediensprecher Andri Bryner.
Mehr Blaualgen wegen Klimawandel?
Die Lage am Neuenburgersee beruhigte sich wegen des stürmischen Wetters. Warme Temperaturen und viel Licht fördern aber das Wachstum der Algen. Der Klimastreik machte deshalb auf Instagram darauf aufmerksam, dass «die Klimakrise schon längst in der Schweiz angekommen ist».
Uni-Professor Pernthaler unterstützt diese Aussage: «Global gesehen gibt es tatsächlich einen wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten bestimmter Arten von Cyanobakterien und der Klimaerwärmung.» Für das Wachstum der Algen seien aber auch noch andere Faktoren wichtig, vor allem die Nährstoffe.
Und weiter: «Dass es sich in diesem Fall ausgerechnet um eine giftige Form handelt, dürfte dagegen eher ein Zufall sein.»
Führt Hitze zu mehr Vergiftungen?
Mit der nächsten Hitzewelle dieses Wochenende wird das Wachstum der Algen erneut begünstigt. Ob das zu neuen Vergiftungen führt, kann nicht prognostiziert werden.
In Luzerner und Berner Seen sind bislang jedoch keine Fälle von Vergiftungen bekannt. Die Blaualgen kommen jedoch in allen Gewässern vor – und das wohl schon seit Urzeiten.
Im Zürichsee wachsen auch die giftigen Cyanobakterien, weiss Jakob Pernthaler: «Diese wachsen aber im Sommer in einer Tiefe von 10 bis 12 Metern und werden deswegen nie zum Problem für Badende.»