Müssen jetzt alle Lehrlinge ins Welschland-Jahr?
Der Bundesrat will die Fremdsprachenkenntnisse in der beruflichen Grundbildung fördern. Das trage dazu bei, dass die Jugendlichen bestmöglich für den Arbeitsmarkt gerüstet seien. Heisst das jetzt Franz-Wörtli büffeln oder gar ein Sprachaufenthalt? Nau hat nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will die Fremdsprachenkenntnisse in der beruflichen Grundbildung fördern.
- CVP-Nationalrätin Bulliard-Marbach freut sich, dass ihr Anliegen Früchte trägt.
- Eine Pflicht bestehe zwar nicht – aber: «Es sollen alle Deutsch und Französisch können.»
Hinter der bundesrätlichen Zustimmung für mehr Fremdsprachen steht ein drei Jahre alter Vorstoss der CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach (58). Sie ist heute überglücklich: «Es ist wirklich, wirklich schön, dass der Bundesrat das fördern will.»
Von Zwang zu einem Austausch-Semester oder mehr Sprachunterricht könne aber keine Rede sein. Es sei ja alles fakultativ, betont Bulliard-Marbach. Aber wie bei der Matura soll zum Beispiel dann auch im Abschlusszeugnis wenigstens drinstehen, wenn jemand eine zweisprachige Ausbildung absolviert habe.
Welschland-Jahr ja – aber nicht für alle
Sie könne sich gut vorstellen, dass man den Sprachaustausch stärker fördert, dass die Jungen parallel zu ihrer Ausbildung einen Sprachkurs besuchen. «Jetzt sind gute Ideen vom Bundesrat gefordert, damit ein Lausanner auch mal in St. Gallen arbeiten gehen kann. Hier im Kanton Freiburg brauchen wir in Gottes Namen Leute, die beide Sprachen beherrschen.»
Eine Freiburgerin, die sich um die Sprachkenntnisse sorgt: das tönt mal wieder nach dem Kampf gegen die Verdrängung der Landessprachen durch Englisch. Das streitet Bulliard-Marbach nicht einmal ab: «Eine Verdrängung möchten wir natürlich sicher nicht. Es sollen alle Deutsch und Französisch können und Englisch als Drittsprache.» Davon seien ja die meisten Kantone auch überzeugt.
Folgt jetzt der Sprachenstreit in der Berufsbildung?
Über die konkrete Umsetzung der Sprachenförderung entscheiden, soll jeder Berufsverband für sich. Der Streit, ähnlich wie schon bei den Kantonen und dem Frühfranzösisch, scheint vorprogrammiert.
Christine Bulliard-Marbach widerspricht: «Die Auseinandersetzung muss natürlich stattfinden, aber nicht ein Streit. Tant mieux wenn etwas Tolles dabei rauskommt für unsere jungen Berufsleute.»