Nach Eklat an Fasnacht Schwyz gibt Hans Stutz eine Einschätzung
Der «Ku-Klux-Klan-Aufmarsch» in Schwyz an der Fasnacht sorgt für Aufregung. Der Kenner der rechtsextremen Szene, Hans Stutz, gibt Entwarnung.
Das Wichtigste in Kürze
- Mutmassliche Rechtsextreme traten an der Schwyzer Fasnacht als Ku-Klux-Klan auf.
- Der Rechtsextremismus-Experte gibt eine Einschätzung zur Lage.
Am Dienstag wurde bekannt, dass in Schwyz 12 Personen im Tenu des Ku-Klux-Klans während der Fasnacht durch die Stadt marschierten. Mutmasslich handelt es sich dabei um Rechtsextreme. Dem schliesst sich auch Szene-Kenner Hans Stutz an.
«Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass es sich um eine Aktion von Überzeugungstätern handelt», so Stutz. Die Aktion sei insofern überraschend, da seit dem Verschwinden der Pnos-Sektion Schwyz «keine einheimischen rechtsextremen Organisationen» mehr dort aufgetreten sind.
Die Pnos ist die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer. Etwa um das Jahr 2011 wurde die Schwyzer Sektion aufgelöst.
Mehr Aktivität ist laut Stutz in der Region Aussenschwyz zu beobachten. «Dort ist die Kameradschaft Heimattreu seit mehreren Jahren aktiv», sagt Stutz. Laut antifaschistischen Recherchen besteht eine Verbindung zum militanten, internationalen Netzwerk «Blood & Honour».
Wenig Organisationen, wenig neue Mitglieder
In der Deutschschweiz erreichen laut dem Szenekenner «die wenigen noch aktiven Organisationen kaum neue Aktivisten, Mitglieder oder Sympathisanten». Stutz führt dies auf das Verschwinden der Naziskin-Szene zurück.
Anders in der Romandie. Dort ist die rechtsextreme Szene weit aktiver mit Organisationen wie Résistance Helvétique. Fast wöchentlich komme es zu Anlässen, die teilweise auch öffentlich sind.
Résistance Helvétique zählte im August 2018 laut «Le Temps» rund 60 Mitglieder. Sie mobilisiert mit Fremdenfeindlichkeit, konservativen und christlichen Werten sowie Kontakten ins Ausland.
Fasnacht wiederholt missbraucht
Es ist nicht das erste Mal, dass eine rechtsextreme Organisation einen Fasnachtsanlass für einen Auftritt missbraucht. 2018 mischte sich in Basel die Pnos unter die Fasnächtler. Stutz erklärt dies damit, dass die Aktivisten kaum Reaktionen befürchten müssten.
«Auch weil viele zufällige Beobachter die vermittelte politische Botschaft nicht auf den ersten Blick erkennen können oder wenn schon, nicht widersprechen wollen», sagt Stutz. Dies sei eben Teil des Ausnahmezustands der Fasnacht.
*Hans Stutz, Journalist und Rechtsextremismus-Experte, ist seit 2011 Kantonsrat (Grüne) in Luzern.