Nach Flut: So sieht's heute im Kemmeriboden BE aus
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kemmeriboden-Bad in Schangnau BE soll bald wieder Gäste empfangen.
- Nach dem Unwetter im letzten Juli herrschte auf der Baustelle Hochbetrieb.
- Es sei ein «überwältigendes Gefühl», so weit gekommen zu sein, so der Inhaber.
Im Juli 2022 wurde die Gemeinde Schangnau BE von einem heftigen Unwetter getroffen. Der Gasthof Kemmeriboden-Bad wurde dabei von der übergetretenen Emme komplett geflutet – zurück blieben Bilder der Verwüstung.
Die Anteilnahme im Dorf war nach dem Unwetter riesig: Sogar Schulklassen rückten an und schaufelten den Schlamm weg. Auch jetzt, fast ein Jahr später, sind die Bauarbeiten noch in vollem Gange. Bis zur grossen Wiedereröffnung im Juli soll alles fertig sein. Ein Blick auf die Baustelle zeigt: Seit dem Unwetter hat sich einiges getan.
Inhaber: «Hatten auch schwierige Momente»
«Das Gefühl ist überwältigend», sagt Reto Invernizzi, Geschäftsführer und Inhaber des Gasthofs, gegenüber Nau.ch. «Und es macht uns auch ein bisschen stolz, dass wir das, was wir gesagt haben, einhalten konnten.» Schon kurz nach der Katastrophe hatte er angekündigt, die Schangnauer würden das Kemmeriboden-Bad wieder aufbauen.
Während der Bauarbeiten habe die Familie verschiedene Phasen durchlebt. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass meine Frau und ich nicht auch schwierige Momente hatten», so Invernizzi. Sie hätten sich gefragt, ob das wirklich der richtige Weg gewesen sei. «Am Anfang standen wir unter Adrenalin und da hast du sowieso das Gefühl, du brauchst fast zwei Monate keinen Schlaf.»
Die ganze Sache habe die Familie aber gestärkt, hält er fest. Denn nicht nur das Haus habe sich während der Bauarbeiten verändert. «Das, was wir im letzten Jahr gelernt haben, kann uns niemand mehr nehmen.»
Nach zehn Monaten sei man noch immer in der Verhandlung mit den Versicherungen. Denn am Anfang sei es «von allen unterschätzt worden».
«Erwarte, dass es mal eine Sicherung raushaut»
Bei den Bauarbeiten konnte man vorwärtsmachen. Vor der Eröffnung könnte es jedoch noch Stolpersteine geben. «Wir wissen noch nicht, was passiert, sobald wir die Küche, die Wäscherei und die Rezeption voll am Laufen haben.» Denn in Hotels sei die ganze Technik im UG oder im EG – beide Stockwerke fielen dem Unwetter zum Opfer.
«Ich erwarte schon jetzt, dass es vielleicht mal die eine oder andere Sicherung raushaut», meint Invernizzi. «Ich glaube, der Belastungstest steht nicht nur uns bevor, sondern auch der Infrastruktur.»
Gemeinsam mit der Region wurde ein Hochwasserschutz umgesetzt, die einem Ereignis wie im Juli 2022 standhalten können muss. «Eineinhalb Millionen kostet das Projekt», erklärt Gemeindepräsident Beat Gerber. Die Kosten werden auf diverse Parteien aufgeteilt.
«Das Schutzprojekt muss gewährleistet sein, wenn der Kemmeriboden Mitte Jahr wieder öffnet», so Gerber. Es sei dann aber nur im Groben fertig. «Die anderen Sachen werden sich hinauszögern.»
Aber obwohl solche Überschwemmungen lokal gesehen sehr selten auftreten, hält Invernizzi fest: «Natur ist und bleibt Natur.»