Nach Madsen-Heirat: Deshalb stehen Frauen auf verurteilte Häftlinge
Der verurteilte Mörder Peter Madsen hat im dänischen Gefängnis geheiratet. Was fasziniert Frauen an Verbrechern? Psychologen wagen Erklärungsversuche.
Das Wichtigste in Kürze
- Der verurteilte Mörder Peter Madsen hat im Gefängnis geheiratet.
- Auch Ted Bundy oder Charles Manson haben im Knast die grosse Liebe gefunden.
- Was fasziniert Frauen an Verbrechern? Psychologen wagen Erklärungsversuche.
Peter Madsen (48) ist ein verurteilter Mörder. Vor zwei Jahren dominierte er weltweit die Schlagzeilen, weil er eine schwedische Journalistin an Bord seines selbstgebauten U-Boots auf brutale Weise folterte und ermordete.
Ein Jahr nach seiner Verurteilung gerät er erneut in die Schlagzeilen – aber aus einem anderen Grund: Er hat eine neue Liebe gefunden, eine Russin, und sie geheiratet. Dies verkündete Madsen auf Facebook.
Frauen überzeugen sich selbst
Dass verurteilte Straftäter im Gefängnis mit Liebesbriefen überhäuft werden, ist keine Seltenheit.
Der forensische Psychologe Lorenz Imbach erklärt gegenüber Nau, weshalb sich Frauen von solchen Männern angezogen fühlen. «Es gibt nicht den einen Grund, aber viele mögliche Faktoren», so Imbach. Eine schwierige Vergangenheit oder das sogenannte Helfersyndrom können Frauen dazu bringen, sich auf Häftlinge einzulassen.
«Teilweise findet auch eine gewisse Selbstüberzeugung statt, weil sie wissen, dass eine solche Beziehung in der Öffentlichkeit nicht akzeptiert wird.» Diese inneren Dissonanzen würden durch Wiederholen von Aussagen wie «Kein anderer Mann hat mir bisher so viel geben können» verringert werden, bis sie immun gegen Kritik würden, erklärt Imbach.
Je grausamer, desto faszinierender?
Ted Bundy, ein US-Serienmörder, der 30 Morde an Frauen gestand, heiratete Carol Ann Boone während er im Gefängnis sass. Charles Manson, der für sieben Morde, darunter denjenigen von Roman Polanskis Ehefrau Sharon Tate verurteilt wurde, heiratete während seiner Zeit im Gefängnis gleich zweimal. Je grausamer die Taten, desto grösser die Anziehungskraft, so scheint es.
Dies bestätigt auch Imbach. «Serientäter haben oft psychopathische Züge. Sie sind manipulativ und können sehr gewinnend sein.» Mit der fragwürdigen Bekanntheit solcher Täter können Frauen auch ihren Selbstwert steigern.
Einen weiteren Ansatz bringt der Berner Paartherapeut Klaus Heer ins Spiel: «Intensitätsverstärker der Verliebtheit sind immer widrige Umstände. Grosse Distanz, wenig Kontakt und Vorbehalte der Umgebung gegen die neue Liebe wirken als mächtige emotionale Treibmittel. Romeo und Julia liebten sich so krass, dass sie daran sterben. Beinahe so heiss fühlt sich die Mörder-Russin-Geschichte an.»
Fall Hassan in der Schweiz
Auch in der Schweiz gab es schon Fälle, in denen Frauen Straftätern verfielen. Der prominenteste darunter ist wohl der Fall Hassan K. Diesem gelang vor vier Jahren die Flucht aus einem Gefängnis – Hilfe bekam er damals von einer Gefängniswärterin, die gemeinsam mit ihm nach Italien floh.
Imbach: «Personen, die im alltäglichen Leben mit Straftätern zu tun haben, sind besonders gefährdet, eine Linie zu überschreiten.» Damit sind etwa Therapeuten, Sozialarbeiter oder eben auch Gefängnismitarbeiter gemeint. Er fügt an, dass die Dynamik auch umgekehrt funktioniere. «Auch Männer verlieben sich in Straftäterinnen.»
Ehefrau verteidigt Peter Madsen
Die frischgebackene Ehefrau von Madsen, eine russische Aktivistin die in Finnland lebt, verteidigt derweil ihren Ehemann: «Mein Mann hat ein schreckliches Verbrechen begangen und wird dafür bestraft. Aber da ich ihn wirklich kenne, habe ich das Exklusivrecht zu sagen, dass ich das Glück habe, mit der schönsten, klügsten, talentiertesten, hingebungsvollsten und einfühlsamsten Person und dem besten Mann aller Zeiten zusammen zu sein.»
Madsen scheint über ein ganz besonderes Charisma zu verfügen. Er soll seit seinem Haftantritt schon mehrere Beziehungen gehabt haben, darunter auch zu einer Gefängniswärterin, die inzwischen gekündigt hat.