Nachwahlbefragung zeigt: Putin hat Wahl in der Schweiz hoch verloren
In Genf stimmte nur jeder fünfte Russe, in Bern sogar nur jeder sechste für Putin. Das haben Befragungen nach der Stimmabgabe ergeben.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz hat Wladimir Putin die Präsidentschaftswahl klar verloren.
- In Genf erhielt er 20 Prozent der Stimmen, in Bern gar nur 16 Prozent.
- Die Werte sind Ergebnisse aus Nachwahlbefragungen vor Botschaft und Konsulat.
Wladimir Putin hat die russische Präsidentschaftswahl haushoch verloren – zumindest in der Schweiz. Das zeigen Nachwahlbefragungen in Bern und Genf. Das Ergebnis fiel umgekehrt aus zu den von offizieller Seite in Russland angegebenen 87 Prozent Zustimmung.
In Bern erhielt Putin demnach 16 Prozent der Stimmen, in Genf 20 Prozent. In beiden Städten wurden vor der Botschaft und dem Generalkonsulat Hunderte Russinnen und Russen befragt.
Mitglieder des Vereins Russland der Zukunft/Schweiz und Freiwillige führten die Nachwahlbefragungen durch. Koordiniert wurde dies von der Organisation Vote Abroad, erklärte Polina Petuschkowa von Russland der Zukunft/Schweiz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Duma-Vize Wladislaw Dawankow holt die meisten Stimmen
Die meisten Stimmen holte demnach der 40-jährige Wladislaw Dawankow von der Partei Neue Leute, Vizechef der Parlamentskammer Duma. Er war neben Leonid Slutski und Nikolai Charitonow einer der drei zusätzlich zu Putin zur Wahl zugelassenen Kandidaten.
In Bern erhielt Dawankow 45 Prozent der Stimmen und in Genf 29 Prozent. Er überholte also Putin laut Nachwahlbefragung landesweit deutlich. Rund ein Fünftel der Stimmenden machten ihre Wahlzettel unbrauchbar.
Die Zentrale Wahlkommission der Russischen Föderation in Moskau verfügte bereits am Montagnachmittag über die exakten Ergebnisse. Dennoch sah sich die russische Botschaft in Bern nicht in der Lage, diese für die Schweiz bis zum Abend bekanntzugeben.
Tausende protestieren weltweit gegen Putin
Weltweit gingen am Sonntag Tausende Russinnen und Russen zur Mittagszeit zu ihren Botschaften zum Wahl-Protest gegen Putin. Selbst in Russland brachten Hunderte in verschiedenen Städten ihren Unmut über die Wahlfarce mit Störaktionen zum Ausdruck. Sie waren einem Aufruf von Julia Nawalnaja gefolgt, der Witwe des kürzlich im russischen Gulag gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny.
Die Präsidentschaftswahl in Russland galt weder als frei noch als fair. Mehrere Vertreter westlicher Länder bezeichneten sie als Scheinwahl. Kreml-kritische und gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine eingestellte Kandidatinnen und Kandidaten waren nicht zugelassen worden. Nicht teilnehmen durften auch Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).