Nasenspray: So süchtig kann es machen!

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Bern,

Nasenspray wird vor allem, aber nicht nur, im Winter gebraucht. Er kann jedoch hochgradig süchtig machen. Experten warnen vor den Folgen.

Nasenspray
Nasenspray: Fluch und Segen zugleich. Schnell schaffen sie Abhilfe bei verstopfter Nase, aber Achtung: Wird der Spray länger als eine Woche angewendet, droht eine Abhängigkeit. (Symboldbild) - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • In der kalten Jahreszeit hilft bei verstopfter Nase oft nur noch der Griff zum Nasenspray.
  • Was dabei oft vergessen geht: Nasensprays können süchtig machen.
  • Zahlen in der Schweiz fehlen, bis 7 Prozent der HNO-Patienten in Kliniken sind abhängig.

Es ist Winter. Es ist kalt. Die Nase läuft. Viele Schweizer greifen dann bedenkenlos zum Nasenspray.

Was sich viele aber nicht bewusst sind: Bei den Sprays lauert eine grosse Gefahr. Denn: Sie machen abhängig!

Was meist mit einer harmlosen Erkältung beginnt, kann so böse enden. Wer die abschwellenden Sprays nur länger als eine Woche benutzt, läuft Gefahr, süchtig zu werden.

Waren oder sind Sie abhängig von Nasenspray?

Zahlen zeigen: Nasensprays werden nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern übers ganze Jahr hinweg verkauft. Laut einer Auswertung des Apothekerverbandes Pharmasuisse wurden 2016 fast drei Millionen Packungen bei den Krankenkassen abgerechnet. Tendenz steigend.

Zahlen fehlen in der Schweiz

In Deutschland bewegen sich die Schätzwerte zwischen 100'000 und 120'000 betroffenen Nasenspray-Abhängigen. In der Schweiz fehlen solche Zahlen.

«Da es um einen physischen Gewöhnungseffekt der Nase geht, haben wir uns damit nicht auseinandergesetzt.» Das sagt Markus Meury von Sucht Schweiz zu Nau.ch. «Die Sprays zeigen auch keine psychoaktive Wirkung.»

Nasenspray
Bei Nasensprays ist Vorsicht geboten. - Pixabay

Tatsache ist: Nasenspray macht bei übermässigem Gebrauch tatsächlich nicht nur psychisch, sondern vor allem physisch abhängig. Man spricht dann von Privinismus – im Fachjargon Rhinitis medicamentosa.

Sophia Poletti ist Oberärztin an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten im Inselspital Bern. Sie sagt: «Nasenspray-Sucht betrifft vor allem Menschen jungen und mittleren Alters. Frauen und Männer sind gleichermassen betroffen.»

Und: «Untersuchungen an HNO-Kliniken haben gezeigt, dass ein bis sieben Prozent der Patienten, die sich in diesen Kliniken vorstellen, einen Nasenspray-Übergebrauch haben

Xylometazolin-Wirkung hält immer kürzer an

Doch was genau macht Nasenspray derart unverzichtbar? Laut Poletti ist dafür der Wirkstoff Xylometazolin verantwortlich. Dieser führt zu einem schnellen Abschwellen der Nasenschleimhäute, insbesondere der unteren Nasenmuscheln.

Sophia Poletti
Sophia Poletti: Oberärztin an der Klinik für Hals,-Nasen- und Ohrenkrankheiten im Inselspital Bern. - zVg

«Allerdings kommt es nach Abklingen der Wirkung des Sprays zum raschen Wiederauftreten der Schleimhautschwellung. Diese führt dann zum erneuten Griff zum Spray», so Poletti. Der Effekt halte dann immer kürzer an. «Und damit beginnt der Teufelskreis der verstopften Nase.»

Experten raten daher zu einem raschen Entzug von den Sprays.

Die Betroffene H. R. weiss: Der Verzicht lohnt sich. «Auch wenn man beim Entzug zwischenzeitlich massiv leidet.» Die 30-Jährige gibt gegenüber Nau.ch morgen im nächsten Teil der Nasenspray-Serie Einblick in ihre Leidensgeschichte.

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