Grippe: Diskriminiert Nasenspray-Werbung Männer?
Mit dem Slogan «Männergrippe» will eine Nasenspray-Werbung für Lacher und Verkäufe sorgen. Werden Männer damit diskriminiert? Oder stimmt das Grippe-Klischee?
Das Wichtigste in Kürze
- Nasivin, ein Produkt der St. Galler Iromedica AG, wirbt mit «Männergrippe».
- Die Werbung bestärkt den Stereotypen des wehleidigen Mannes und der umsorgenden Frau.
- Männer haben aber tatsächlich ein schwächeres Immunsystem als Frauen.
Er liegt leidend auf ihrem Schoss. Die Hände hilfesuchend um ein Taschentuch geklammert. Sein Blick sagt klar und deutlich: Es ist schlimm.
Sie hingegen verdreht ungeduldig die Augen. Klar, immerhin hat er ja nur «Männergrippe» – Symptome also, die eine Frau locker beiseite schieben könnte. Sie wäre jetzt genauso produktiv und effizient, wie immer.
Wehleidige Männer
Wirklich krank sind Männer nicht, bloss wahnsinnig wehleidig. Das zumindest suggeriert eine Werbung für den Nasenspray Nasivin. Die Werbung suggeriert auch, dass die Frauen da sein müssen, um ihre kranken Männer zu pflegen. Selbst wenn sie dazu die Augen verdreht, weil doch alles eigentlich nur halb so schlimm ist.
Werden Männer auf Plakatwänden schweizweit diskriminiert? Christian Mullis, Geschäfts- und Verkaufsleiter der Iromedica AG Schweiz, schüttelt den Kopf. Man habe bloss «das Thema Schupfen auf eine neue satirische und humoristische Art» bearbeiten wollen. Dazu hätten die Verantwortlichen sich bei dem «Klischee des ‹Männerschnupfens› bedient».
Damit möchte der Hersteller für Lacher sorgen und niemanden beleidigen. «Abweichungen von der Realität sollen humoristischen Charakter haben und nicht diffamieren», so Mullis.
Die Grippe der Männer gibt es wirklich
Das Stichwort «Männergrippe» allerdings ist kein Mythos. Frauen produzieren mehr Östrogen als Männer. Das Hormon beeinflusst das Immunsystem.
«Was sich stärkend auf die Immunzellen der Nasenschleimhaut auswirkt. Frauen sind dadurch in der Regel besser vor Erkältungen geschützt», so Mullis.
Dieser Schutz gilt zumindest bis zur Menopause. Danach fällt der Östrogenspiegel der Frauen ab. Auch danach seien Frauen gegen Grippe oft besser gewappnet. Denn sie kennen ihren Körper laut Mullis besser als Männer.
«Frauen sind sich beispielsweise eher bewusst, dass eine Erkältung oder ein Schnupfen zwar unangenehm, aber in den meisten Fällen harmlos ist.» Männer würden also aufgrund ihrer Unwissenheit heftiger auf «harmlose Krankheitssymptome» reagieren.
Dass die Frau auf dem Werbeplakat sich, offensichtlich widerwillig, um den Mann kümmern muss, sieht Mullis anders. «Das ist doch auch das Schöne an einer Partnerschaft. Dass man füreinander da ist, wenn etwas nicht so gut läuft.»