Nau-Reporterin erklärt, wie gefährlich Böötle in der Aare ist

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Bern,

Dass die Aare unglaublich gefährlich ist, wurde mir gestern bewusst. Was ein fröhlicher Badetag hätte werden sollen, endete in einer Beinahe-Katastrophe.

Aare Bern Uttigen
Die Aare bei Uttigen BE. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aare führt derzeit sehr viel Schmelzwasser und eine heftige Strömung.
  • Bei einem «Böötel»-Unfall kam ich deshalb fast ums Leben.

Dass mir das jemals passieren könnte, daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Ich (28) bin eine gute Schwimmerin. Doch was mir am gestrigen Sonntag widerfahren ist, hat mir gezeigt: Sicherheit gibt es im Fluss nicht.

Es hätte ein lustiger, entspannter Badetag werden sollen: 37 Grad, das lädt doch zum «Aareböötle» ein.

Zu viert machten wir uns um 10 Uhr in Bern auf den Weg. Nahmen den Zug nach Thun BE, tranken ein einziges Bier und gingen dann zu Fuss in Richtung Schwäbis. Boot aufpumpen, los gehts! Sogar die Uttiger Schwelle, eine der gefährlichsten Stellen zwischen Thun und Bern, meisterten wir.

stephanie jenzer
Nau-Reporterin Stephanie Jenzer posiert am Montag nach ihrem Bootsunfall. - Nau

«Wir wurden durchgeschüttelt»

Allerdings stellten wir da schon fest, dass die Aare momentan ziemlich viel Wasser mit sich führt. Wir wurden regelrecht durchgerüttelt und mit Wasser übergossen.

Deshalb entschieden wir uns, am Rand kurz zu halten und das Wasser aus dem Boot zu kippen. Langsam steuerten wir das Boot ans rechte Ufer.

Dann geht alles ganz schnell. Die Strömung zieht uns immer stärker zum Ufer. Plötzlich schreit meine Kollegin: «Achtung, Ast!» Zu spät. Ich donnere frontal in den Ast, werde ins Wasser geschleudert.

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Mit diesem 4-Plätzer fuhr Nau-Reporterin Stephi Jenzer los. - ZVG

«Ich habe das Gefühl, zu ersticken»

Panik macht sich in mir breit, ich kriege kaum Luft. Immer wieder zieht mich das Wasser runter. Ich schlucke Wasser, röchle, habe das Gefühl zu ersticken.

Meine drei Freunde sitzen im Boot, schreien nach mir. Sie können mir nicht helfen. Wie durch ein Wunder schaffe ich es nach einigen Minuten, mich an einem grossen Ast am rechten Ufer zu halten – und an Land zu kommen. In Sicherheit bin ich aber noch lange nicht.

In meinem Schock erblicke ich unsere blaue Tonne und das Gummi-Einhorn mit unseren Wertsachen an mir vorbeiziehen.

Und ich? Hechte aus Reflex hinterher. Schnell hole ich die Wertsachen ein. Doch jetzt geben meine Kräfte nach. Wieder werde ich von der Strömung erfasst und in die Tiefe gezogen.

Ein Paar rettet mir das Leben

Aufs Einhorn klettern kann ich nicht. Die Minuten meines Kampfes kommen mir vor wie Stunden. Dann endlich, kann ich um Hilfe schreien.

Wie durch ein Wunder spüre ich plötzlich Hände, die nach mir greifen. Ein fremdes Paar zieht mich auf ihr Boot, rettet mir das Leben.

Die beiden fahren mich nach Münsingen BE, wo meine Freunde auf mich warten. Der Schock steckt uns allen in den Knochen.

Heute ist mein Körper mit blauen Flecken übersät und ich habe Muskelkater. Während ich meine Zeilen schreibe, zittere ich am ganzen Körper.

Erst vor wenigen Tagen ertrank ein 16-jähriges Mädchen in der Aare. Und ich weiss: Ich hatte gestern mehr als einen Schutzengel.

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Stephanie Jenzers Körper ist mit blauen Flecken übersät. - Nau

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