Neue Studie: Wer im Homeoffice arbeitet, ist weniger produktiv
Spätestens seit der Pandemie schwören viele Arbeitnehmende auf die Arbeit von zu Hause. Für Unternehmen heisst das, dass weniger gearbeitet wird, so eine Studie.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit der Pandemie arbeiten viele Menschen im Homeoffice.
- Während sich Arbeitnehmende darüber freuen, stellt es Arbeitgeber vor Probleme.
- Eine Studie zeigt nämlich, dass von zu Hause deutlich unproduktiver gearbeitet wird.
Während der Pandemie hat sich das Homeoffice endgültig etabliert. Aus der Not wurde kurzerhand eine Tugend gemacht. Auch nach Corona arbeiten viele von zu Hause aus weiter.
Alles kein Problem – hiess es zu Beginn. Erste Einschätzungen kamen nämlich zum Schluss, dass die Produktivität unter dem Homeoffice nicht gelitten hat.
Eine neue Studie zieht nun aber ein anderes Fazit.
Das Stanford Institute for Economic Policy Research hat für diesen Zweck Untersuchungen in US-Call-Centern durchgeführt. Solche eignen sich aufgrund der vergleichsweise gut quantifizierbaren Leistungen. Dabei haben die Autoren der Studie festgestellt, dass sich die Arbeit von zu Hause durchaus negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirkt.
Produktivität nimmt um bis zu 15 Prozent ab
José Maria Barrero hat als Ökonom an der Studie mitgearbeitet. Gegenüber SRF sagt Barrero, dass sich die Produktivät im Homeoffice um zehn bis 15 Prozent reduziere.
Auffallend: Bei der Arbeit von zu Hause liessen sich die Angestellten mehr Zeit für Anfragen. Zudem wurden weniger Anrufe entgegengenommen und weniger Fälle abgeschlossen.
Dabei spiele es keine Rolle, ob die Arbeitnehmenden auf eigenen Wunsch oder auf Anordnung des Arbeitgebers zu Hause blieben. Zum einen sei es viel schwieriger, sich zu motivieren. Und zum anderen fehle der direkte Austausch. Kurze Absprachen, ob im Pausenraum oder am Schreibtisch, hätten grosse Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Angestellten.
Austausch als Katalysator
Auch die Arbeitspsychologin Gudela Grote von der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich bestätigt die Forschungsergebnisse. Sie beschreibt den Austausch am Arbeitsplatz als Katalysator und Korrektiv. «Was andere sagen, bringt mich auf neue Ideen – wenn andere mich kritisieren, muss ich meine Argumentation schärfen», so Grote.
Auch in Berufen, bei denen die Produktivität schwerer zu quantifizieren ist, seien Austausch und Präsenz von grosser Bedeutung. Barrero meinte, dass Projekte durchaus kreativer seien und bessere Lösungen vorwiesen, wenn sich die Leute wirklich begegneten.
Herausforderung für die Arbeitgeber
Arbeitgeber stellt das Homeoffice deshalb vor Probleme: Viele Arbeitnehmende arbeiten lieber von zu Hause als im Büro. Da in vielen Branchen Fachkräftemangel besteht, müssten die Unternehmen auf die Wünsche der Arbeitnehmenden eingehen.
Seit das Homeoffice in den Alltag vieler implementiert wurde, hätte das auch zu Differenzen zwischen Angestellten und Arbeitgebern geführt. Dennoch hält Barrero fest: «Die Kluft ist kleiner geworden, aber vor allem, weil die Unternehmen pragmatischer geworden sind.»