Neue Studie zeigt: Buben werden am Gymnasium wohl benachteiligt
Buben sollen am Gymnasium benachteiligt werden, zeigen Daten des obersten Gymi-Lehrers. Ein Problem: Sie sind in dem Alter unreifer als Mädchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut dem obersten Gymi-Lehrer haben die Buben heute Nachteile im Gymnasium.
- Im Untergymnasium sei die Anzahl Knaben deutlich höher als jene der Maturanden.
- Der Anteil der Mädchen hingegen steigt stetig an.
Haben die Buben im Gegensatz zu den Mädchen im Gymnasium heutzutage Nachteile? Das zumindest findet der oberste Gymnasial-Lehrer der Schweiz, Lucius Hartmann. Er hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die diese Ansicht stützt.
Die in der Zeitschrift «Gymnasium Helveticum» publizierten Daten zeigen nämlich, dass beispielsweise im Kanton St.Gallen der Anteil von Jungen im Untergymnasium höher ist als bei den Maturanden.
Dieser Trend ist auch in weiteren Kantonen sichtbar – unter anderem in Zürich, Luzern und Solothurn. Der Mädchenanteil steigt stetig an, von der ersten bis zur sechsten Gymnasialklasse.
«Ich hatte Hinweise darauf, dass Buben öfter aus dem Gymnasium ausscheiden als Mädchen», so Hartmann in der «NZZ». Er unterrichtet selbst Mathematik, Latein und Griechisch im Kanton Zürich.
Hartmann stellt sich die Frage: «Ist es der Unterricht am Gymnasium, der das auslöst?» Er hat selbst die Erfahrung gemacht, dass viele Jungs mitten im Gymnasium die Schule abbrechen. Grund dafür ist beispielsweise, dass sie zu der Erkenntnis kommen, dass eine Berufslehre doch passender für sie wäre.
«Buben können Fähigkeiten weniger gut abrufen»
Auch beobachtet er, dass Mädchen oft besser in der Schule abschneiden. Sie sind in diesem Alter reifer und sozialkompetenter, bereiten sich auf Prüfungen vor und beteiligen sich aktiver am Unterricht. «Es geht nicht um kognitive Unterschiede», sagt Hartmann. «Aber die Buben können ihre Fähigkeiten in diesem Alter weniger gut abrufen.»
Bildungsforscherin Margit Stamm verweist auf Forschungsergebnisse aus dem angloamerikanischen Raum. Diese zeigen, dass Jungen während der Pubertät zwar intellektuell gute Noten schreiben könnten, dies aber oft nicht gelingt.
Die Frage ist nun: Wie kann das Bildungssystem den Bedürfnissen von Buben besser gerecht werden? Stamm schlägt vor, mehr zu experimentieren und den Unterricht an die Bedürfnisse von Jungen anzupassen.
Die Kantone befassen sich aktuell an der Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität. Diese Phase dauert aber noch bis 2029. Laut Hartmann sollte der Unterricht so gestaltet werden, dass Geschlechtsunterschiede eine weniger grosse Rolle spielen.