Neue Vorwürfe gegen Oberhaupt tamilischer Freikirche in Bern
Gegen das Oberhaupt einer tamilischen Freikirche in Bern werden erneut Vorwürfe erhoben. Mehrere Opfer äussern sich, Gläubige treten aus der Kirche aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem Pastor einer tamilischen Freikirche wird erneut sexueller Missbrauch vorgeworfen.
- Er soll Gläubige, darunter Minderjährige, zum Sex gedrängt haben.
- Bereits 2019 gab es ähnliche Vorwürfe, doch erst jetzt wenden sich einige Gläubige ab.
Bereits vor fünf Jahren wurden schwere Vorwürfe gegen Kumar Williams erhoben. Wie die «Rundschau» berichtete, soll das Oberhaupt einer tamilischen Freikirche mit Sitz in Bern mehrere Frauen sexuell missbraucht haben. Er bestritt die Vorwürfe, die Staatsanwaltschaft nahm den Fall nicht an.
Dies dürfte sich nun ändern: Die «Rundschau» berichtet von neuen Anschuldigungen – und diesmal haben die Opfer Anzeige erstattet.
Im Sommer kursierten in der Gemeinde Aufnahmen, die den Pastor in Videochats mit einer Gläubigen zeigen. Sie seien beide alleine, weshalb sie denn trotzdem angezogen sei, fragt Williams. «Zieh dich aus.»
Die Videos hätten ein Erdbeben ausgelöst, erzählen einige ehemalige Mitglieder der Freikirche anonym. Sie seien schockiert gewesen. Vor fünf Jahren hätten sie den Unschuldsbekundungen noch geglaubt.
Doch nun hätten weitere Frauen ihre Geschichte erzählt, einige Gläubige sammeln die Fälle. Zehn bis zwanzig Frauen hätten sich bereits geäussert, darunter auch Minderjährige.
Einem Opfer sei es nicht gutgegangen, der Pastor vermutete Dämonen in ihrem Zimmer. Deshalb habe er dort übernachtet, erzählt eine Frau der «Rundschau». In der Nacht habe er dann so getan, als würde ein Engel durch ihn sprechen. Sie müsse sich mit dem Pastor vereinen, um die Salbung zu erhalten.
Sektenexperte: «Übelster Missbrauch»
Sie habe dann regelmässig mit Williams geschlafen, so die Frau. Er habe ihr verboten, darüber zu sprechen. Beim ersten Mal sei sie noch minderjährig gewesen.
Auch eine andere Frau berichtet von sexuellen Avancen des Pastors. Er soll versucht haben, mit ihr zu schlafen, als sie noch minderjährig gewesen sei.
Für Sektenexperte Georg Otto Schmid von «Relinfo» handelt es sich um einen gravierenden Fall. Es sei «übelster Missbrauch», sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen. Dass viele Kirchenmitglieder erst durch die Videos Zweifel bekamen, sei typisch. Es brauche oft einen solchen Beleg, sagt Experte Schmid.
Einige sehen den Pastor als Opfer eines Komplotts
Doch nicht alle Gläubige haben sich von Kumar Williams abgewendet. Sie glauben, die Vorwürfe seien unwahr, der Pastor das Opfer eines Komplotts.
Williams selbst äusserte sich nicht, seine Anwältin bestreitet die Anschuldigungen, es seien Gerüchte. Für den Pastor gilt die Unschuldsvermutung.