Neues Urheberrecht kann Nutzer massiv einschränken
Die EU-Urheberrechtsreform steht vor ihrer letzten Hürde. Doch was genau würde sich für den Internet-Nutzer ändern?
Das Wichtigste in Kürze
- Nächste Woche stimmt das EU-Parlament über die EU-Urheberrechtsreform ab.
- Aus Protest hat Wikipedia die deutschsprachige Version am Donnerstag offline geschalten.
- Auch in der Schweiz wird derzeit über die Änderung der Urheberrechte im Netz diskutiert.
«Dies ist unsere letzte Chance», steht heute gross auf der Startseite des deutschsprachigen Wikipedia. Sie protestiert gegen die EU-Urheberrechtsreform, die nächste Woche angenommen werden könnte.
«Man wird viel weniger Inhalte im Internet finden und Schwierigkeiten haben, die eigenen zu verbreiten», so Von Gunten.
Auch in der Schweiz ist das schärfere Internet-Gesetz derzeit grosses Thema. Besonders zwei grosse Verschärfungen im Urheberrecht: Das Leistungsschutzrecht und der Upload-Filter.
Andreas Von Gunten von der Gesellschaft Digitale Schweiz wirft ein scharfes Auge auf die Reform. Er erklärt, was die beiden Verschärfungen für Nutzer bedeuten würden.
Leistungsschutzrecht macht Youtubern das Leben schwer
Dieses Recht betrifft besonders Presseverlage. Diese sollen künftig Gebühren verlangen können, wenn Internetplattformen auf ihre Inhalte verlinken.
Das heisst für Von Gunten: «Für den Nutzer wird es schwieriger werden, journalistische Inhalte zu finden.»
Denn Google und andere Internetplattformen sollen künftig nicht mehr einfach Überschriften oder Pressetext-Ausschnitte anzeigen dürfen. Nur mit Erlaubnis oder gar Gebühr des Verlags.
Die Verlage würden daran zwar verdienen, Kritiker befürchten jedoch, ihre Reichweite würde markant abnehmen.
Der Upload-Filter kann Memes verbieten
Dieser Filter soll verhindern, dass urheberrechtlich geschützte Bilder, Videos oder Audio hochgeladen werden.
Darunter zählt beispielsweise das Hochladen von Youtube-Videos, welches Ausschnitte eines Musikvideos oder Computerspiels zeigt.
Auch Memes würden sozusagen heraus gefiltert.
«Memes basieren oft auf Inhalten aus anderen Produktionen. So werden Fotos aus Medienberichten, beispielsweise von Politikern oder Stils aus Filmen als Basis für Memes genutzt.»
Da die Bilder, die den Memes zu Grunde liegen, urheberrechtlich geschützt sein können, könnte der Upload-Filter das Hochladen verbieten.
Drohender Einheitsbrei durch verschäftes Urheberrecht
Für Von Gunten geht es beim verschärften Urheberrecht um sehr viel. «Ob wir weiterhin ein Internet der Menschen und der Vielfalt haben.»
Oder ein Internet der Konzerne mit «Einheitsbrei und Einschränkungen unserer Kommunikation.»
Nächste Woche entscheidet das EU-Parlament über die Verschärfung, die Schweizer Reform ist derzeit im Ständerat hängig.