Wikipedia ist offline und protestiert gegen EU-Urheberrechtsreform

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Wikipedia ist down. Der Inhalt der Online-Enzyklopädie kann am 21. März im europäischen Raum nicht abgerufen werden. Es ist ein Aufstand der Autoren!

Wikipedia Offline Protest Urheberrechtsreform
Die deutschsprachige Wikipedia-Page wird etwa 30 Millionen Mal am Tag aufgerufen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Autoren von Wikipedia haben sich dazu entschieden, für 24 Stunden offline zu gehen.
  • Die Online-Enzyklopädie protestiert so gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform.
  • Laut Wikipedia könnte mit dieser das «freie Internet eheblich eingeschränkt werden».

Wer heute Donnerstag im deutschsprachigen Raum Wikipedia aufrufen möchte, hat Pech. Die Online-Enzyklopädie wurde nämlich zum allerersten Mal von den Autoren für einen Tag komplett abgeschaltet.

Der Grund dafür ist ein Protest gegen Teile der geplanten EU-Urheberrechtsreform. Diese soll am 27. März vom Parlament der Europäischen Union verabschiedet werden.

Diese Informationen erhält der User, wenn er sich zurzeit auf die Wikipedia-Seite begibt. Statt den üblichen unermesslichen Informationen zu allem und jenem sieht man dort zurzeit nur eine schwarze Webseite. Und dazu einen Text, der sich an die Besucher richtet.

Wikipedia Offline Protest Urheberrechtsreform
Die Wikipedia-Page ist am 21. März für 24 Stunden offline. Es ist ein Protest der deutschsprachigen Autoren gegen die EU-Urheberrechtsreform. - Screenshot/wikipedia.de

Artikel 13 des EU-Urheberrechts

Gemäss diesem Text, könnte die geplante Reform dazu führen, «dass das freie Internet erheblich eingeschränkt wird». Dabei ist den Autoren besonders Artikel 13 ein Dorn im Auge. «Selbst kleinste Internetplattformen müssten Urheberrechtsverletzungen ihrer Userinnen und User präventiv unterbinden, was in der Praxis nur mittels fehler- und missbrauchsanfälliger Upload-Filter umsetzbar wäre», heisst es dazu.

«Zudem müssten alle Webseiten für kurze Textausschnitte aus Presseerzeugnissen Lizenzen erwerben, um ein neu einzuführendes Verleger-Recht einzuhalten», so der Text weiter. «Beides zusammen könnte die Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit erheblich beeinträchtigen.»

Wikipedia selbst wäre von Artikel 13 ausgenommen. Dennoch, so die Befürchtung der Community, «wird das Freie Wissen selbst dann leiden, wenn Wikipedia eine Oase in der gefilterten Wüste des Internets bleibt.» Zuletzt werden die User dazu aufgerufen, die Abgeordneten des EU-Parlaments zu kontaktieren.

Mehrheit der Wikipedia-Autoren für Protest

Für die 24-Stunden-Blockade stimmten in einer Umfrage die Mehrheit der 167 Autoren und Autorinnen. Angekündigt wurde der Protest bereits am 8. März vom Vorstandsmitglied der Gesellschaft Wikimedia Österreich Thomas Planninger auf Twitter.

In seiner Protest-freien Form kann die Seite wieder ab dem 22. März 0:00 Uhr abgerufen werden. In der Zwischenzeit kann man auf die englische Version des Online-Lexikons zurückgreifen.

Die deutschsprachige Wikipedia umfasst aktuell knapp 2,3 Millionen Artikel und wird etwa 30 Millionen Mal am Tag abgerufen. Weltweit steht Wikipedia laut eigener Angaben auf Platz 5 der meistaufgerufenen Webseiten, in Deutschland auf Platz 7.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

1 Interaktionen
2 Interaktionen

Mehr in News

Mehr aus Deutschland