Wie bitte? Luzern entsorgt seine Gülle im Aargau

Aline Schmassmann
Aline Schmassmann

Aarau,

Und täglich fährt der Güllewagen: Schweizer Bauern fahren ihre Biomasse über Kantons- und gar Landesgrenzen hinweg. Insbesondere Luzern ist ein reger Exporteur.

Gülle-Transporter auf Strasse
Schweizer Gülletransporter befördern täglich 130 Ladungen an Gülle von Vieh- zu Ackerbauern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viel Vieh auf begrenztem Land – Bauern haben keinen Platz für ihre Tier-Ausscheidungen.
  • Die Lösung bieten Gülletransport-Firmen: Täglich transportieren sie 130 Ladungen an Gülle.
  • Dabei überqueren sie Kantons- und Landesgrenzen.

Ein tuckernder Güllewagen hat schon manchem Autofahrer die letzten Nerven geraubt. Doch was dieser wohl nicht weiss: Der Traktor ist die Basis einer funktionierenden Landwirtschaft.

Denn: Während die Böden von Luzerner Schweinebauern an Tier-Ausscheidungen zu überlaufen drohen, sehen sich Aargauer Ackerbauern mit Güllemangel konfrontiert. Ein Ausgleich drängt sich auf.

Doppelt so viele Schweine als Einwohner

Es sei sehr sinnvoll, Hofdünger von Betrieben mit vielen Tieren auf solche mit wenig Tieren zu verschieben. Dies meint Stefan Gebert, Leiter Ressourcenschutz im Kanton Aargau, gegenüber der «Aargauer Zeitung». Zum einen würden so Nährstoffkreisläufe geschlossen und zum anderen der Einsatz von Kunstdünger minimiert.

Betriebe mit vielen Tieren, die gibt es im Kanton Luzern – Heimat des sogenannten Schweinegürtels. Jedes dritte Schweizer Schwein lebt hier. In den Hochburgen Sursee, Willisau und Hochdorf sind es gar doppelt so viele Schweine wie Einwohner, so die Zeitung.

Die Tiere produzieren mit ihren Ausscheidungen weitaus mehr Gülle, als die Luzerner Felder aufnehmen könnten. Reagiert man nicht, so führt dies zu Problemen: So waren die grossen Mittellandseen Baldeggersee, Sempachersee und Hallwilersee in den 80er-Jahren stark überdüngt. Eine Folge davon ist etwa das Sterben der Fische.

Besser als Kunstdünger

Für die Aargauer Ackerbauern gibt es zwei Import-Möglichkeiten: ausländischer Kunstdünger oder der Naturdünger eines anderen Bauern. Bauern wie auch der Bund bevorzugen klar Letzteres. Der Bund möchte die Umwelt-Emissionen von Phosphor oder Stickstoff verringern und fordert deshalb den Dünger-Austausch.

Musstest du schon oft hinter einem Güllewagen fahren?

2022 wurden landesweit rund 47'000 der sogenannten Hofdüngertransporte verzeichnet, so der Agrarbericht 2023 des Bundesamtes für Landwirtschaft. Das sind 130 Transporte pro Tag.

Seit der staatlichen Förderung ab 2014 nehmen laut der «Aargauer Zeitung» die Hofdüngertransporte stetig zu. Zukünftig sind also noch mehr tuckernde Güllewagen zu erwarten. Mit Blick auf Umwelt und Landwirtschaft können sich auch Autofahrer denken: zum Glück.

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Kommentare

User #2080 (nicht angemeldet)

Zuviele Nutztiere pro Fläche gleich zuviel Gülle gleich zuviel Dünger im Boden... nachhaltig ist anders. Wer weiterhin grosse Mengen billiges Fleisch konsumieren will, findet diese Tatsache bestimmt unschön und verweigert sich der nötigen Anpassung.

User #3395 (nicht angemeldet)

Hab ich mir schon gedacht. Die Klumpen aus der Steuerhölle sind schon etwas massiver.

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