Nicht schön genug: 2,5 Tonnen Raclettekäse droht der Abfall

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Thun,

Ein Thuner Verein will 2,5 Tonnen Raclette-Käse vor der Vernichtung bewahren. Wegen Schönheitsfehlern wurde er vom Export abgelehnt – obwohl er geniessbar ist.

Raclette
Bei Frischer Fritz in Thun stauen sich momentan die Raclette-Laibe. - Frischer Fritz

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Verein Frischer Fritz hat 2,5 Tonnen Raclette-Käse auf Lager.
  • Eine Käserei wollte ihn exportieren, doch wegen zu vieler Löcher wurde er zurückgewiesen.
  • Der Käse wird vergünstigt verkauft, um ihn vor der Vernichtung zu retten.

Der Lebensmittelverwerter Frischer Fritz sitzt derzeit auf einem Berg von Raclette-Käse. Rund 450 Laibe mit einem Gesamtgewicht von 2,5 Tonnen versucht das Thuner Geschäft vergünstigt loszuwerden. Und damit vor der Biogasanlage zu bewahren.

«Der Käse stammt von einer regionalen Käserei und war für den Export bestimmt», sagt Betreiberin Sandra Kissling zu Nau.ch. Aufgrund eines Gärfehlers weise er zu viele Löcher und Spalten auf – weshalb ihn der ausländische Händler zurückwies.

Abgesehen von der Optik seien keine Abweichungen festzustellen – weder geschmacklich noch hinsichtlich Haltbarkeit. «Der ist auch in einem Jahr noch essbar», verspricht Kissling.

Pro Käselaib (fünf bis sechs Kilo) verlangt sie 49 Franken. Im regulären Verkauf kostet er das Zwei- bis Dreifache. Wie hoch der Anteil für die Käserei ausfällt, will die Lebensmittelretterin nicht verraten: «Wir schauen einfach, dass es für beide stimmt.»

«Es gibt keine Toleranz mehr für Mängel»

Auffällig: Immer wieder muss Frischer Fritz Käse retten, der es wegen Schönheitsfehlern nicht in die Supermarkt-Regale schafft. Sind die Käser einfach unfähig oder die Grossverteiler zu pingelig?

Kissling sieht das Problem letztlich im Überangebot an Lebensmitteln. Dadurch könnten es sich Detailhändler leisten, nur die schönsten Exemplare zu akzeptieren. «Es gibt keine Toleranz mehr für Mängel», konstatiert Kissling.

Hast du schon einmal in einem Anti-Foodwaste-Laden eingekauft?

Und selbstverständlich seien da die Konsumenten, die nur makellose Produkte in ihr Körbli legen. «Wer nimmt schon die angebräunte Banane, wenn er die kräftig gelbe zum gleichen Preis haben kann?»

Doch Kissling will nicht Anklägerin sein: «Ich glaube, man kann in dieser ganzen Food-Waste-Geschichte niemandem die Schuld geben. Irgendwie sind wir alle in diese Situation hineingeschlittert – und kommen nicht wieder heraus.»

Die Hälfte ist bereits verkauft

Der Raclette-Käse kann seit zehn Tagen bei Frischer Fritz bezogen werden. Etwa die Hälfte der 2,5 Tonnen ist bereits weg.

Kissling ist zuversichtlich, dass auch der Rest über die Ladentheke geht: «Notfalls werden wir die Laibe in kleinere Stücke schneiden. Dann wird der Käse aber auch etwas teurer.»

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Kommentare

User #4192 (nicht angemeldet)

Die schaukäserei affolteren ist perfekt schaade das andre es anders sehen

User #2425 (nicht angemeldet)

Bleiben wir doch sachlich ! Wenn die Fehlerbeschreibung stimmt, dann handelt es sich hier um einen typischen Fall einer Nachgärung ! Der Käse ist nicht konsumfähig, der Geschmack alles andere als sortentypisch und der Preis von Fr. 49.- für einen 5,5 kg -Laib in dieser Qualität schon äusserst grenzwertig ! Hier wird der Konsument mit fragwürdigen Argumenten über den Tisch gezogen ! Wenn der Käse, der die Anforderungen an erste Qualität nicht erfüllt verkauft werden soll, dann auch zu einem marktkonformen Preis für Sekunda-Ware von weniger als Fr. 5.00 / kg ! Qualität hat ihren Preis und schlechte Qualität hat ihren Preis. Nur dumm verkaufen sollte man die Leute nicht.

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