Notruf auf falsche Nummer: Schweizer haben Notfall-Defizite

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich,

Beim Wissensstand um das Thema Erste Hilfe herrscht in Deutschland Nachholbedarf. Auch in der Schweiz sei das Wissen ausbaufähig, erklären Nothilfe-Experten.

Notruf
Nicht alle Schweizer wissen, welche Nummer sie im Notfall anrufen sollen. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Wissensstand um das Thema Erste Hilfe herrscht in Deutschland Nachholbedarf.
  • Auch in der Schweiz wäre eine Auffrischung gemäss Experten sinnvoll.

Eine neue Umfrage zeigt: Fast jeder fünfte (19 Prozent) Deutsche kennt die Notrufnummer nicht oder ist unsicher.

Und: Weniger als die Hälfte der Befragten, 43 Prozent, trauen sich zu, Erste Hilfe zu leisten. Das ergibt die repräsentative Umfrage von YouGov.

Doch auch in der Schweiz gibt es Nachholbedarf.

2,3 Prozent würden im Notfall erfundene Nummer anrufen

Für Mike Peter von der Rettungsorganisation Samariter Schweiz ist klar: «Der Wissensstand zur Ersten Hilfe ist ausbaufähig.»

Über die Hälfte der Bevölkerung traue sich zwar zu, einen Defibrillator zu bedienen oder eine Herzmassage durchzuführen.

Würdest du dir im Ernstfall zutrauen, Erste Hilfe zu leisten?

Doch insbesondere bei Soforthilfe wie dem ABC-Schema (Airway, Breathing, Circulation, Deutsch: Atemwege, Atmung, Kreislauf) bestehen laut Peter grosse Defizite.

Eine Sotomo-Studie zeigte 2020: Zwei Drittel der Befragten Schweizer weisen in der Anwendung von Erste-Hilfe-Massnahmen erhebliche Wissenslücken auf.

Und 2,3 Prozent der Befragten geben darin an, im Notfall die Nummer 114 anzurufen. Dumm nur: Die gibt es gar nicht.

Die Studie zeigt zudem, dass die meisten im Notfall nach eigenen Angaben zwar eingreifen würden.

«Allerdings fühlt sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung unsicher bei der Ausführung von Erste-Hilfe-Massnahmen», erklärt Peter. Ihm zufolge ein Hinweis darauf, dass es an praktischem Wissen und Routine fehlt.

«Eine Auffrischung zum Thema Erste Hilfe wäre sinnvoll»

Hinzu kommt, dass das Wissen deutlich abnehme, wenn seit dem letzten Nothelferkurs eine längere Zeit vergangen ist, wie Peter sagt.

«Dies zeigt klar, dass es einen Bedarf an mehr Schulungen gibt.» Er wünscht sich auch eine bessere Integration der Ersten Hilfe in die Schul- und Berufsbildung.

Christoph Häberli, Nothilfekurs-Leiter bei der Blink-Fahrschule, sieht es ähnlich: «Eine Auffrischung zum Thema Erste Hilfe wäre für viele Menschen sinnvoll», sagt er zu Nau.ch.

Zum Beispiel dank Smartphone-Apps.

Die meisten Schweizer kennen eine Notrufnummer

Immerhin: Laut der Studie kennt eine grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer mindestens eine Notrufnummer.

«Diese Resultate zeigen, dass zumindest die grundlegendsten Informationen über den Notruf in der Bevölkerung verbreitet sind», freut sich Peter.

Kennst du mindestens eine Notrufnummer?

Was der Bekanntheit der Notfallnummer 144 in der Schweiz sicher nicht geschadet hat: der Song «079» von Lo und Leduc. In der letzten Strophe ist die Notrufnummer 144 prominent vertreten.

Darum bedankte sich Schutz und Rettung Zürich sogar bei den beiden. In einem Facebook-Post schreiben sie: «Danke Lo & Leduc, dass ihr mit eurem Song ‹079› die Bekanntheit der Notrufnummer 144 unterstützt!»

Die Zahlen aus der Sotomo-Studie «dürften sich im Jahr 2025 kaum grundlegend verändert haben», sagt Häberli. Doch er würde neue Erhebungen begrüssen.

Kommentare

User #5429 (nicht angemeldet)

Wir lernten das GABI in und auswendig, bis es im Wiederholungskurs hiess das mache man nicht mehr so. Jetzt weiss ich dass ich nichts weiss.

User #1314 (nicht angemeldet)

In unserer Schule bieten sie alle 2 Jahre Nothilfekurse für Kinder an.

Weiterlesen

144
14. April
7 Interaktionen
Umfrage
20 Interaktionen
Fahrschule
Immobilien
79 Interaktionen
Immobilien

MEHR AUS STADT ZüRICH

13 Interaktionen
Zürichsee
Demo
33 Interaktionen
In Zürich
d
31 Interaktionen
Strassenumfrage