«Nur mit Spurt gerettet»: Raubvogel attackiert Joggerin mehrfach
Ein Mäusebussard jagt einer Bernerin einen Schrecken ein. Kein Einzelfall. Die Vogelwarte erklärt, was du beim Joggen beachten musst.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Bernerin Joggerin wurde von einem Raubvogel gejagt.
- Sie konnte dank eines Spurts in den Wald vor Verletzungen flüchten.
- Grund für die Aggressivität des Vogels: Er wollte seine Jungen beschützen.
Schreck-Moment beim Joggen! «Ich wurde heute von einem Milan oder einem Bussard mehrfach angegriffen, konnte zum Glück aber jeweils ausweichen», berichtet Nau.ch-Leserin Pauline K.*
Zugetragen hatte sich die Attacke am Dienstag im Berner Gürbetal. «Ich konnte mich mit einem Spurt unverletzt in den Wald retten», berichtet sie. Und staunt: «Bis zu dem Ereignis hatte ich keine Ahnung, dass diese Vögel so reagieren können.»
K. rät: «Als Jogger sollte man dieses Gebiet in den nächsten Wochen besser meiden.»
Die Wildhut des Kantons Bern hört nicht zum ersten Mal von solchen Angriffen. Auf Anfrage erklärt sie: «Wir können den Fall bestätigen, das kommt in seltenen Fällen immer wieder mal vor.»
Dass das Tier derart aggressiv auf Jogger reagiert, hat seinen Grund. «Der Vogel hat in der Nähe sein Nest und will seine Jungen beschützen.»
Greifvögel greifen Joggende meist von hinten an
Solche Angriffe wie jene im Gürbetal gibt es jährlich rund ein Dutzend Mal, wie die Schweizerische Vogelwarte bestätigt. In der Regel handelt es sich bei den Raubvögeln um Mäusebussarde.
Gegenüber Nau.ch relativiert sie aber: «In Anbetracht der rund 20'000 Brautpaare von Mäusebussarden in der Schweiz stellen solche Attacken Ausnahmen dar.»
Die seltenen Angriffe erfolgen in der Regel zwischen Mai und Juni, wenn die Vögel Junge haben. Die Vögel sehen die Joggerinnen und Jogger als Gefahr und versuchen, sie zu vertreiben. Manchmal auch durch Schreie.
Die Vogelwarte erklärt: «Die Angriffe erfolgen meist von hinten und fast immer auf joggende Personen. Wogegen Spaziergänger und Velofahrer in der Regel unbehelligt bleiben.» Doch es gebe auch hier Ausnahmen.
Die wenigen Fälle machen es schwierig zu untersuchen, weshalb es in manchen Situationen zu Angriffen kommt und in anderen nicht. «Ob es zu einer Attacke kommt, kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Unter anderem davon, wie sich die betroffene Person fortbewegt.»
Vögel begnügen sich in der Regel mit Scheinangriffen
Die Vogelwarte rät: «Wir empfehlen, das entsprechende Gebiet nur marschierend zu durchqueren. Erfahrungen zeigen, dass dann weniger Angriffe stattfinden. Sollte dies situativ nichts nützen, so sollte man das Gebiet meiden.»
Einen kuriosen Trick verriet Livio Rey von der Schweizerischen Vogelwarte 2018 gegenüber Nau.ch. «Kleben Sie sich Augen auf den Hinterkopf. Denn die Tiere greifen nur an, wenn sie im Glauben sind, nicht gesehen zu werden.»
Mit Kulleraugen auf dem Hinterkopf soll dies verhindert werden. Auch könne ein Kopfschutz wie eine Kapuze getragen werden, um bei einem Angriff den direkten Kontakt zu vermeiden.
In der Regel begnügen sich die Vögel mit Scheinangriffen. Manchmal erwischen Angegriffene einzelne Kratzer. Dann sollte sicherheitshalber ein Arzt aufgesucht werden. «Ernsthafte Verletzungen sind bis jetzt glücklicherweise nie bekannt geworden», erklärt die Vogelwarte.
* Name von der Redaktion geändert.