Nur sechs Prozent der Pendler tragen an Bahnhöfen Masken

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

Laut einer Studie tragen nur 6 Prozent der Pendler Masken. Der reale Wert dürfte aber höher sein. Dennoch soll der Mindestabstand auf 1,5 Meter gesenkt werden.

Maske Bahnhof
Eine Frau trägt eine Mundschutzmaske und Handschuhe, während der Coronavirus (Covid-19)-Pandemie, am Montag, 23. März 2020, beim Bahnhof Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • An drei Schweizer Bahnhöfen wurde gemessen, wie viele Pendler Masken tragen.
  • Das Resultat beträgt 6 Prozent, die Standorte für die Messungen waren aber nicht ideal.
  • Dennoch wird der Bundesrat den vorgegebenen Mindestabstand wohl auf 1,5 Meter senken.

Seit Wochen scheinen die Corona-Fallzahlen in der Schweiz einigermassen stabil. In den letzten Tagen aber steigen sie wieder an. Und offenbar ist die Reproduktionszahl (R-Wert) angestiegen. Gemäss einer ETH-Schätzung ist sie am 6. Juni über den kritischen Wert von 1 auf 1,18 gestiegen.

Eine Maskenpflicht gibt es in der Schweiz dennoch nicht. Menschen werden aber aufgerufen, Masken zu tragen, wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Besonders im öffentlichen Verkehr wird deswegen das Tragen einer Maske empfohlen.

Wie viele Personen in Zügen, Bussen oder Bahnhöfen wirklich Masken tragen, lässt sich bisher nur schätzen. Eine neue Studie hat nun versucht, ebendies herauszufinden.

Sechs Prozent von 10'000 Personen tragen eine Maske

Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag hat ein Zählsystem 10'000 Personen an den Bahnhöfen Bern, Lausanne und Zürich erfasst. Diese wurden mit Kameras gefilmt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Eine Software wertete anhand der Videobilder gleich vor Ort aus, ob jemand eine Maske trug oder eben nicht. Zur Speicherung von Bildern und Videos kam es dabei nicht.

Masken Bahhof
Am Bahnhof Zürich wurden Menschen bei der Rolltreppe zu den Gleisen 43 und 44 erfasst, - Keystone

Das Resultat: Gerade mal 6 Prozent der gefilmten Personen hatten eine Hygienemaske an. Darauf kommen die Auswertungen des auf Mobilität spezialisierten Unternehmens Swisstraffic im Auftrag von Tamedia. Die SBB als auch ein regionaler Verkehrsbetrieb hatten das Ganze bewilligt.

Standorte der Messungen nicht ideal

Doch die Resultate sind mit Vorsicht zu geniessen, denn die Standorte der Kameras und die Uhrzeiten waren nicht ideal: In Lausanne war die Kamera auf den Zugang der Bahnhofshalle gerichtet. Dabei wurden am Donnerstag, 11. Juni, zwischen 15.30 und 16.30 Uhr 2022 Personen erfasst. Hier trugen 8 Prozent eine Maske.

Zur gleichen Uhrzeit machte eine Kamera am Bahnhof Zürich Aufnahmen. Dies allerdings bei der Rolltreppe, die zum Gleis 43/44 der S-Bahn führt. Also wurden hier Nahverkerspendler untersucht. Das Resultat: 7 Prozent waren mit einer aufgesetzten Hygienemaske unterwegs.

Ebenfalls zu dieser Uhrzeit, einfach am Tag davor, wurden Messungen am Bahnhof Bern durchgeführt. Hier trugen lediglich 3 Prozent der erfassten Personen eine Maske. Doch am selben Tag zwischen 8.30 und 9.30 Uhr fanden ebenfalls Aufnahmen statt. Hier trugen 11 Prozent eine Maske. Der Haken: Der Standort der Kamera war am zentralen Treffpunkt.

Masken Bahnhof
Reisende beim Treffpunkt in der grossen Halle, im Bahnhof Bern. - Keystone

Messungen fanden auch im Bahnhofsteil des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) statt. Zu Stosszeiten am Morgen lag die Maskentrage-Quote bei 5, am Abend bei 4 Prozent.

Mindestabstand soll neu 1,5 Meter betragen

Das Problem bei der Studie ist, dass sie nicht in den Zügen selbst durchgeführt wurden. Dazu fehlte die Erlaubnis der SBB. Viele Reisende setzen ihre Masken jedoch erst am Perron oder im Zug auf oder nehmen sie gleich nach dem Ausstieg wieder ab. Die Werte dürften also höher sein. Wie viel höher, lässt sich höchstens schätzen.

Trotz fehlender Schutzmaskenpflicht und der Studie plant der Bundesrat offenbar weitere Lockerungen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. So soll der Mindestabstand auf 1,5 Meter gesenkt werden. Zudem soll die Polizeistunde fallen und die Obergrenze für Veranstaltungen auf 1000 Personen erhöht werden.

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