Oberste Lehrerin stellt Pisa-Studie in Frage
Die neue Pisa-Studie zeigt: Schweizer Schüler lesen schlechter als deutsche. Die oberste Lehrerin der Schweiz sieht den Fehler aber auch beim Test selbst.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss der neuen Pisa-Studie wurde u.a. die Leseleistung der Schweizer Schüler schlechter.
- Die oberste Lehrerin der Schweiz erklärt die Testergebnisse.
- Dagmar Rösler spricht von einem Äpfel-und-Birnen-Vergleich.
Rund 60'000 Schülerinnen und Schüler aus 79 verschiedenen Ländern nahmen an der grossen Pisa-Studie teil. Der Bildungstest offenbarte unter anderem: Beim Lesen schneiden die Schweizer Schüler schlecht ab.
«Wir dürfen nicht zufrieden sein», kommentiert Dagmar Rösler, oberste Lehrerin der Schweiz, die Ergebnisse. Aber: Immerhin befinde man sich im Durchschnitt. Gerade im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften hätten die Schweizer Schüler gut abgeschnitten, betont die Präsidentin des Dachverbandes der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz auf Anfrage.
Die Leseleistung der Schweizer Schulkinder ist laut der OECD-Studie seit dem letzten Test vor drei Jahren schlechter geworden.
Laut Rösler sei dieses Phänomen aber nicht nur den Schweizer Schülern zuzuordnen. «Die Lesemotivation sinkt – und das in allen Ländern».
Test benachteiligt Schweizer Schüler
Verantwortlich für das Ergebnis der Studie seien aber nicht nur die Schüler an und für sich, sondern auch der Test selbst. 2018 wurde die Leseleistung nämlich noch anders erhoben. Medien und Informatik spielten in diesem Jahr eine grössere Rolle – so mussten die Schüler auch digitale Texte lesen und verarbeiten. Das war zuvor nicht so.
Hier hat die Schweiz im Vergleich mit dem deutlich besser abschneidenden Deutschland einen Nachteil: Das entsprechende Schulfach wurde erst mit dem Lehrplan 21 eingeführt und wird noch nicht in allen Kantonen unterrichtet.
Rösler kann sich auch vorstellen, dass wir aufgrund unserer Dialekte einen Nachteil haben. «Die Schweizer Schüler sprechen tagtäglich eine andere Sprache als die, in der sie lesen.»
Genauer hinschauen will Dagmar Rösler bei der Frühförderung. «Gerade Kinder mit Migrationshintergrund und zusätzlich sozioökonomisch benachteiligtem Hintergrund kommen oft in den Kindergarten und können kein Deutsch.»
Dies sei ein Rückstand, der auch in der Grundschule nicht eingeholt werden könne. «Bei der Frühförderung hinkt die Schweiz hinterher», stellt Rösler klar. Hier sieht sie die Politik in der Verantwortung.