Oberster Sportlehrer hält nichts von Völkerball-Verbot
Eine Studie besagt, dass Völkerball Mobbing gleichkommt. Die Autoren fordern ein Verbot des Sports. Der Oberste Sportlehrer der Schweiz hält nichts davon.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie kommt zum Schluss, dass Völkerball verboten werden soll.
- Es sei ein Spiel der Unterdrückung.
- Für den obersten Sportlehrer der Schweiz ist das kein Thema.
Völkerball – ein Spiel der Unterdrückung? Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus Kanada. Der Sport würde gar zu einer Entmenschlichung führen und käme «legalem Mobbing» gleich, so die Autoren.
Sie rufen gar zu einem Verbot der Sportart auf. Der oberste Sportlehrer der Schweiz, Ruedi Schmid, hält nichts davon. Ein Verbot sei wie mit «Kanonen auf Spatzen geschossen». Schmid ist der Präsident des Schweizerischen Verbands für Sport in der Schule, dem Sportlehrerverband.

«Völkerball ist bei den Schülern beliebt», so Schmid. Es sei ebenfalls ein Teamspiel, was auch die Mobbing-Vrwürfe entkräften würde. Jedoch wird das Spiel laut Schmid auch mit einigen Anpassungen gespielt.
«Wir spielen Völkerball so, dass nicht einzelne am Schluss allein übrig bleiben», so der Sportlehrer. Schmid breche das Spiel ab, wenn spätestens nur noch drei von einem Team auf dem Feld stünden. So komme es gar nie zu der Situation, dass 20 gegen eine Person spielen.
Alternativen sind hilfreich
«Das wäre ungut», sagt Schmid, und fügt an: «Die schlimmste Situation.» In der Schweiz habe man generell Anpassungen vorgenommen. So sei auch Keulen- oder Kegelvölkerball eine gute Option. Statt als Ziel, einen Gegenspieler «abzuschiessen», geht es dabei darum, eine Keule oder einen Kegel zu treffen.

Schmid: «Wir suchen überall im Sportunterricht nach Formen, um Ausgrenzung zu verhindern und Schwächen zu kompensieren.» Statt den Schülern gründet die Lehrperson die Teams. So bleiben nicht immer dieselben Kinder übrig.
Solche vorschnellen Studien wie diejenige aus Kanada liessen diese Sachverhalte ausser Acht, kritisiert Schmid. Ein anderes Beispiel für die Modernisierung des Sportunterrichts liefert der Sportlehrer auch.
Nicht die absolute, sondern relative Leistung messen
«In der Leichtathletik messen wir nicht nur die absolute Leistung, sondern auch die relative – zum Beispiel in Bezug zu den Körpermassen der Person», sagt Schmid. In der Schweiz seien demnach solche Ausgrenzungen und Sport im Sport kein grosses Thema.

Oder eben: Mobbing sei in der Schule immer ein Thema. Sei es auch wegen eines alten Handys oder fehlender Markenkleidung. Doch Schmid ist zuversichtlich: «Lehrpersonen mit Sensibilität und Engagement wirken dagegen.» Er vertraue den Lehrpersonen.
Schmid kann sich nicht erklären, warum die Verhältnisse in Kanada laut der Studie so drastisch sind. «Das Land ist eigentlich bekannt für guten Sport.» Eine Vermutung hat Schmid aber: «Die Befunde bieten Sensation, das generiert natürlich Aufmerksamkeit.»
Man werde die Studie sicher im Verband besprechen. Aber ein Verbot? «Kein Thema», schliesst Schmid.