Ostschweizer Polizeischüler trägt Rechtsextremisten-Symbol
Ein Ostschweizer Polizeischüler trägt ein Abzeichen mit der von Rechtsextremisten benutzten Thin Blue Line. Verboten ist das nicht, sagt ein Sprecher.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Polizeischüler trägt ein Abzeichen mit dem Punisher und der Thin Blue Line.
- Es sind Zeichen, die auch in rechtsextremen Kreisen verwendet werden.
- Ein Sprecher sagt, sie seien nicht verboten, er vermute keinen rechtsextremen Kontext.
Eine dünne blaue Linie sorgt immer wieder für Aufsehen: Die «Thin Blue Line» wurde anfänglich von Polizisten als Solidaritätsbekundung für gestorbene oder verletzte Kollegen genutzt. Mittlerweile wird das Symbol aber auch in Rechtsextremen Kreisen verwendet. Trotzdem trägt es ein Ostschweizer Polizeischüler auf dem Rucksack, wie das «Tagblatt» berichtet.
Die dünne blaue Linie symbolisiert auch die Polizei, die zwischen Gut und Böse steht. Die das Abrutschen der Gesellschaft ins Chaos verhindert. Kritiker aber sagen, dadurch komme es auch zu einer Wir-gegen-sie-Mentalität. Zudem wird das Symbol als Opposition zu «Black Lives Matter»-Bewegung in den USA verwendet. Flaggen mit der Linie tauchten auch bei Demonstrationen von Rechtsextremen auf.
In der Schweiz trug der Polizeischüler das Abzeichen dennoch: Darauf war der weisse Totenschädel der Comic-Figur «Punisher» abgebildet, darüber lag die blaue Linie. Der «Punisher» ist ein Antiheld, der Selbstjustiz verübt und auch vor Folter, Erpressung oder Mord nicht zurückschreckt. Die blaue Linie über dem Totenkopf ist ein in rechtsextremen Kreisen verwendetes Symbol.
Miguel Lopez, Sprecher der Thurgauer Kantonspolizei, sieht im Abzeichen nichts Schlimmes: «Die Thin Blue Line ist im Thurgau nicht verboten», sagt er zum «Tagblatt». Es sei aber generell nicht erlaubt, andere Abzeichen als die offiziellen Badges und Abzeichen an der Uniform zu tragen. Was die Polizisten in der Freizeit trugen, wisse die Polizei nicht.
Waadtländer Polizei verbietet Thin Blue Line
Lopez geht auf die ursprüngliche Bedeutung der Thin Blue Line ein: Er sei überzeugt, dass die Thurgauer Polizisten das Symbol als Zeichen der Zugehörigkeit zur Polizeigemeinschaft und für die Solidarität trugen. Seines Erachtens gebe es keinen rechtsextremen Kontext.
Marcus Kradolfer, Direktor der Polizeischule Amriswil, sagt, er habe keine Kenntnis vom Fall. Er betont aber: «Allen Lehrkräften und Lernenden ist klar, dass ich jede Form von Extremismus ablehne.»
Trotz ihres zweifelhaften Rufs ist die Thin Blue Line auch bei Schweizer Polizisten beliebt: Ende Mai berichtete das Portal «Tsüri» von einer Flagge mit dem Symbol in einem Büro der Stadtpolizei Zürich. Recherchen ergaben, dass rund 10 Prozent der Kripo-Beamten privat Inhalte mit dem Zeichen auf Social Media posteten.
Verboten ist die Thin Blue Line aber auch in Zürich nicht – im Gegensatz zum Waadtland: Die dortige Polizei hatte das Symbol gemäss «Blick» verboten. Zwei Polizisten von dort betreiben aber eine Website, wo Abzeichen mit der Thin Blue Line gekauft werden können. Die Linie wurde über Kantonswappen oder die Schweizer Fahne gedruckt.
Den Punisher mit der Thin Blue Line wird dort aber nicht verkauft, dafür in einem anderen Schweizer Online-Shop. Und der Badge kostet bloss sieben Franken.