Politische Kluft zwischen jungen Männern und Frauen – die Auswirkung

Elena Temelkov
Elena Temelkov

Bern,

Politisch andere Ansichten: Junge Frauen sehen die Welt anders als die Männer. Dies hat Auswirkungen auf die Gesellschaft sowie auf die Liebes-Beziehungen.

feminismus
Der Politische Geschlechtergraben wird immer grösser. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Junge Frauen orientieren sich immer mehr links, während die Männer konservativer werden.
  • Dabei spielen die Bildungsunterschiede und die sozialen Medien eine wichtige Rolle.
  • Durch die politische Haltung wird die «Paarungslücke» verstärkt.

Die junge Generation gilt seit 2017 als politisch gesehen «schwer gespalten», wie ein Artikel der «Financial Times» aufzeigt. Denn: Die politischen Ansichten junger Frauen unter 30 Jahren unterscheiden sich weltweit zunehmend von denen der Männer.

Junge Frauen sind demnach in verschiedenen Ländern oft um 30 Prozentpunkte linker als ihre männlichen Altersgenossen. Dazu gehören Themenbereiche wie beispielsweise das Wahlverhalten als auch die Menschenrechte und die Meinung zur LGBTQ-Community.

Während junge Frauen sich immer mehr nach links orientieren, neigen ihre männlichen Pendants eher zu konservativen Ansichten. Doch was für Folgen hat das für das gesellschaftliche Zusammenleben und das Liebesleben der Jüngeren? Und was sind die Gründe dazu?

Die Rolle sozialer Medien und Bildungsunterschiede

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Die «#MeToo-Bewegung» von 2017 wird oft als Auslöser genannt, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.

«Wenn Du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, schreibe ‹Me Too› als Antwort auf diesen Tweet.» Mit diesem Post ging die US-amerikanische Schauspielerin Alyssa Milano viral. Die soziale Bewegung sorgte bei vielen Frauen für ein «Erweckungserlebnis».

Doch auch die intensive Nutzung sozialer Medien durch junge Menschen könnte eine Rolle spielen: Algorithmen locken Nutzerinnen und Nutzer in immer radikalere Blasen – sowohl links als auch rechts.

Als weiterer Grund der Entwicklung werden die Bildungsunterschiede genannt. So soll auch die Zunahme von Studentinnenzahlen eine Rolle spielen. Dies vor allem in den westlichen Ländern.

Männer hingegen würden durchschnittlich nicht so hohe Bildungsabschlüsse erreichen. Die konservative Haltung wird deswegen oft auch damit in Verbindung gebracht.

Folgen für Beziehungen und Gesellschaft

Die wachsende politische Kluft zwischen jungen Männern und Frauen hat auch Auswirkungen auf das Beziehungsleben. Insgesamt nehmen Eheschliessungen und Partnerschaften ab, während Single-Haushalte zunehmen, wie die Zeitung schreibt. Und dies nicht nur etwa in den USA, sondern auch in der Schweiz.

Ist es Ihnen wichtig, dass Ihr Partner auf dem gleichen Bildungsstand ist wie Sie?

Die politische Haltung des potenziellen Partners spielt also eine immer grössere Rolle bei der Partnerwahl. Dies verstärkt die «Paarungslücke»: Viele Akademikerinnen bevorzugen einen Partner mit gleichem Bildungsstand, während viele Männer bei der Partnersuche weniger Wert auf den Bildungsstand legen.

Auswirkungen auf die Schweizer Politiklandschaft

Auch in der Schweiz hat sich der Linksdrang der jungen Frauen erkennbar gemacht. Dies zeigte eine Studie von Sotomo im Auftrag der «NZZ am Sonntag» aus dem Jahr 2023. Heute sind es 52 Prozent der Frauen unter 30, die sich politisch gesehen als links einstufen. Im Jahr 2010 waren es hingegen nur 35 Prozent.

Auch die gleichaltrigen Männer belegen den Trend in die konservative Richtung. Die Anzahl der Rechtsorientierten ist von 29 Prozent im Jahr 2010 auf 43 Prozent gestiegen.

Kommentare

User #8111 (nicht angemeldet)

Vor 2015 war es noch sehr friedlich. Nicht nur in St. Gallen.

User #6259 (nicht angemeldet)

Gegensätze ziehen sich doch an. Die Rechten können nicht ohne die Linken und die Linken können nicht ohne die Rechten. Mann und Frau ziehen sich meistens auch an. So ist es eben. Man liebt sich nicht unbedingt aber man braucht sich gegenseitig. So funktioniert das "Spiel" der Geschlechter schon seit Anfang der Menschheit.

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