Erste Pride Parade in St. Gallen soll Toleranz fördern
Immer noch kämpft die LGBTQ+-Community mit viel Hass und Ablehnung – auch in der Ostschweiz. Nun geht man auch in St. Gallen auf die Strasse.
Das Wichtigste in Kürze
- In St. Gallen findet kommenden Samstag die erste Pride Parade statt.
- Der für die Parade gegründete Verein hofft dadurch die Akzeptanz steigern zu können.
- Immer wieder tauchen Berichte über Gewaltdelikte gegen die LGBTQ+-Community auf.
In St. Gallen wird nächsten Samstag die erste Pride Parade stattfinden. Die Veranstalter rechnen mit ungefähr 1000 Teilnehmenden, die gemeinsam für mehr Diversität demonstrieren werden. Der für die Parade gegründete Verein zählt 45 Mitglieder. Andi Giger und Andy Calzavara sind Teil des Vereins und sprechen mit dem Ostschweizer «Tagblatt» über die Parade und Diversität.
So sei St. Gallen eine konservative Stadt, die «ruhig etwas offener werden dürfte», so Calzavara. Den Organisierenden geht es bei der Parade auch darum zu zeigen, dass die LGBTQ+ ebenfalls im Osten existiert. Auch heterosexuelle Menschen seien eingeladen, da das Thema die ganze Gesellschaft betreffe, denn: «Jeder hat eine lesbische Cousine oder einen schwulen Nachbar.»
Die Community erfährt weiterhin viel Hass
Andi Giger outete sich im Alter von 16 Jahren als schwul. Aufgewachsen ist er in einem Appenzeller Dorf, dort sei über ihn geredet worden, seine Familie hätte jedoch hinter ihm gestanden. Bis heute passe er sich teils im Alltag an.
So halte er nach 23 Uhr nicht mehr die Hand seines Freundes. Das Risiko einer Auseinandersetzung sei zu hoch, denn blöde Sprüche gehören immer noch zur Tagesordnung. Erst vor ein paar Wochen tauchten Berichte über eine Attacke auf Dragqueens in Zürich auf. Für Giger ist deshalb klar, die Toleranz und der Schutz vor Hass müssen sich verbessern.
Zu wenig Szeneorte in St. Gallen
Andy Calzavara habe mehr Mühe gehabt bei ihrem Coming-out. Sie hatten sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, zumindest ihre Familie stärkte ihr aber den Rücken. Bis heute sei die Akzeptanz in Zürich höher als in St. Gallen. Deshalb fühle sie sich in der Limmatstadt mit ihrer Freundin viel wohler.
Für Calzavara gibt es in St. Gallen zu wenig Szene-Treffpunkte. Einzig die Gay-Sauna «Mann-o-Mann» und die neu eröffnete «Libre»-Bar gelten als solche. «Für eine Stadt sind das aber eigentlich zu wenig Szeneorte.»
Ein Erlebnis war für die 31-Jährige besonders prägend – und das nicht im positiven Sinn. So habe ein Mann in Wien ihr und ihrer Freundin 50 Franken für einen erneuten Kuss geboten. «Es nervt mich, wenn man uns erotisiert.» Dieser Vorfall zeige ihr, dass die vollständige Akzeptanz noch in weiter Ferne liegt.
Für ein offeneres St. Gallen
Die beiden hoffen nun, dass die Pride Parade vom nächsten Samstag zu einem offeneren St. Gallen beitragen kann. Gegenüber dem «Tagblatt» erwähnen sie aber auch deutlich, dass Akzeptanz vor allem auch durch Bildung erreichbar sei.