Viele Gen-Z-Männer glauben, Feminismus sei schädlich
Junge Briten glauben eher, dass Feminismus schädlich ist als ältere. Forscher vermuten, dass Influencer wie Andrew Tate einen Einfluss haben.
Das Wichtigste in Kürze
- 16 Prozent der Gen Z-Männer in England glauben, Feminismus sei schädlich.
- Weil es bei den Babyboomern weniger sind, sprechen Forscher von neuen Generationenmuster.
- Möglich sei, dass sich die Ansichten beim Eintritt in die Erwerbsarbeit ändern.
Sie wettern gegen Feminismus, vermitteln ein klassisches Männerbild und sagen ihren Follower, sie müssten Frauen kontrollieren. Damit kommen Influencer wie der selbsternannte «Frauenhasser» Andrew Tate bei ihrem Publikum an. Und sie haben wohl auch einen Einfluss darauf, wie Feminismus gesehen wird.
Dies geht aus einer Umfrage von Ipsos im Auftrag des King's College in London hervor. Wie der «Guardian» daraus berichtet, sehen rund 20 Prozent der Männer zwischen 16 und 29 Jahren Tate in positivem Licht. Bei den Frauen der Generation Z sind es bloss rund 5 Prozent. Den umstrittenen Autor Jordan Peterson sehen 32 Prozent der Gen Z-Männer positiv.
Bei der Sicht auf den Feminismus gibt es auch einen grossen Unterschied zwischen Männern der Generation Z und männlichen Babyboomern: 16 Prozent der 16- bis 29-Jährigen glauben, er habe mehr Schaden als Nutzen gebracht. Bei den Über-60-Jährigen sind es 13 Prozent. Rund jeder vierte junge Mann gab auch an, dass es schwieriger sei, ein Mann zu sein als eine Frau.
Bobby Duffy vom King's College spricht von einem «neuen und ungewöhnlichen Generationenmuster»: Normalerweise seien es die Jüngeren, die mit einer neuen sozialen Norm besser zurechtkämen. Denn sie seien damit aufgewachsen. Doch es gebe eine beständige Minderheit von einem Fünftel bis einem Drittel, die eine gegenteilige Meinung vertrete. Deshalb warnt er vor dem «Risiko der Spaltung der kommenden Generation».
Ansicht zu Feminismus könnte sich bei Eintritt ins Erwerbsleben ändern
Doch woher kommen die überraschenden Ansichten der Generation Z? Rosie Campbell, Professorin am King's College, vermutet, dass die sozialen Medien zumindest ein Teil der Erklärung sind: Es werde viel von «Girl Power» gesprochen. Mädchen hätten das Gefühl, dass sie sich diese Idee, die Idee der feministischen Identität, zu eigen machen könnten.
Doch Knaben verstünden in jungen Jahren die Ungleichheiten noch kaum. Sie würden oft erst bei der Arbeit und der Kinderbetreuung auftreten. Und genau da kommen Andrew Tate und Co hinzu und füllten das Vakuum.
Campbell äussert die Vermutung, dass sich die Ansichten der jungen Männer ändern könnten, wenn sie ins Berufsleben eintreten. Denn dann würden sie die Ungleichheiten selbst sehen.
«Wir können dies aber nicht als gegeben hinnehmen», so Campbell. «Man muss bedenken, wie wichtig soziale Medien für unser Selbstverständnis sind.»