Postauto: Seniorin stürzt bei «holpriger» Fahrt vom Sitz
In einem Berner Postauto ist es zu einem Unfall gekommen – Passagiere schieben dem Chauffeur die Schuld zu. Er soll zu schnell gefahren sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Passagierin ist in einem Postauto vom Sitz gestürzt und hat sich verletzt.
- Passagiere berichten von einer holprigen Fahrt – einige erheben Vorwürfe.
- Der Chauffeur sei «kriminell» gefahren. Dafür gibt es laut Postauto keine Hinweise.
Passagiere beobachten, wie eine ältere Frau im Postauto stürzt – und erheben heftige Vorwürfe gegen den Chauffeur. Doch es gibt laut Postauto keine Hinweise darauf, dass er zu schnell gefahren sei.
Was ist passiert?
An einem Freitagabend Mitte März verkehrt zwischen dem Bahnhof Weissenbühl nahe Bern ein Bahnersatzbus bis Belp. Ein Postauto übernimmt den Transport auf dieser Strecke für die BLS.
Es ist kurz nach 21 Uhr. Der Bus ist recht voll, so, dass bereits erste Passagiere stehen müssen, wie Passagierin Lea Rossi* Nau.ch berichtet.
«Seniorin stürzte vom hohen Sitz in den Gang!»
«Als das Postauto losfuhr, war ich froh, dass ich einen Sitzplatz erwischt habe, denn es war holprig.» Dafür gibt sie jedoch nicht dem Chauffeur die Schuld.
«Das Postauto war eines dieser besonders langen Modelle – es war nicht besonders gut gefedert. Zudem ist man natürlich etwas schneller unterwegs, wenn man lange Strecken fährt und nicht einfach nur durch die Stadt.»
Aber eben: holprig ist es. So holprig, dass Rossi wenig später einen lauten Knall hört. Sie dreht sich um – und sieht, dass einer Frau die Tasche vom Tisch gerutscht ist.
«Dann gab es einen zweiten Knall: Die Seniorin stürzte vom hohen Sitz in den Gang runter!»
«Kriminell»
Ein schockiertes Raunen geht durch das Postauto. Einige helfen der Frau auf, sie sieht «völlig verdattert» aus.
«Sofort begann eine Gruppe Passagiere, lautstark über den Chauffeur zu schimpfen.» Ein älterer Mann, der besonders hässig ist, geht nach vorne, um den Chauffeur über den Sturz zu informieren.
Sie hört, wie er wettert: «Das ist doch einfach kriminell, wie der fährt! Viel zu schnell.»
Und droht: «Vielleicht müssen wir die Polizei haben!»
Als der Bus in Belp ankommt, versammeln sich mehrere Passagiere um die verletzte Frau. «Dort ging die Schimpferei weiter», sagt Rossi.
Hand wohl gebrochen
Rossis Schwester Vivienne*, die das Ganze auch beobachtet, beschliesst, die Gruppe anzusprechen.
«Es schien sich gar niemand um die Frau zu kümmern. Es hilft ja niemandem, sich so aufzuregen», sagt sie zu Nau.ch. Die Drogistin in Ausbildung versucht, die angespannte Stimmung etwas abzuschwächen.

«Ich sagte, wir wissen ja gar nicht, ob der Chauffeur wirklich etwas falsch gemacht hat. Da gaben mir einige schliesslich recht.»
Sie fragt die gestürzte Seniorin, ob sie ihr die Verletzung kurz zeigen will. «In der Schule haben wir auch schon angeschaut, wie beispielsweise ein Bruch oft von aussen aussieht.»
Tatsächlich: Die Hand der Passagierin sieht gar nicht gut aus. «Das war ziemlich sicher gebrochen», glaubt Vivienne Rossi.
Keine Anzeige
Irgendwann löst sich die Gruppe auf, die Polizei ruft nun doch niemand. Das bestätigt auch Postauto auf Anfrage von Nau.ch.
«In diesem Fall ist keine Kundenbeschwerde eingegangen und es wurde auch keine Anzeige erstattet», sagt Sprecher Ben Küchler.
Der Chauffeur habe den Sturz aber nach seinem Dienst der BLS-Leitstelle gemeldet. Zur Erinnerung: Das Postauto war als Bahnersatzbus für die BLS unterwegs.
Dass der Chauffeur angepöbelt wurde, kann Küchler nicht bestätigen. «Der Fahrer hat uns nicht mitgeteilt, was die Passagiere ihm gesagt hatten.»
Postauto sucht Gespräch mit Chauffeur
Wie Passagierin Lea Rossi berichtet, haben einige Fahrgäste ihm vorgeworfen, zu schnell gefahren zu sein. Es gibt laut Küchler aber keine Hinweise darauf, dass der Fahrer über dem Tempolimit gefahren ist.
«Wir werden aber die Diskussion mit dem Fahrer suchen.»
Küchler betont, wie wichtig es sei, sich im Postauto gut festzuhalten, um solche Stürze möglichst zu vermeiden. Das Unternehmen hat kürzlich extra dafür eine Kampagne lanciert, um Fahrgäste zu sensibilisieren.
Die BLS äussert sich auf Anfrage nicht zum Vorfall.
*Name von der Redaktion geändert