Presserat rügt diskriminierende Bezeichnung für neue WTO-Direktorin
Rüffel des Presserates an die «Aargauer Zeitung»: Diese hatte Ngozi Okonjo-Iwealadie, die neue Direktorin der Welthandelsorganisation WTO, im Titel eines Artikel als «Grossmutter» charakterisiert. Das sei diskriminierend aufgrund des Geschlechts, befand der Presserat und hiess eine entsprechende Beschwerde gut.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Beschwerdeführerin hielt trotz rascher Korrektur des Mediums an ihrer Beschwerde fest.
Die «Aargauer Zeitung» hatte nach kritischen Reaktionen aus dem Publikum eingeräumt, dass der Titel «Diese Grossmutter wird neue Chefin der Welthandelsorganisation» unglücklich gewählt worden sei. Dem Begriff «Grossmutter» hafte jedoch nichts Menschenunwürdiges an, schob Chefredaktor Patrik Müller in der Stellungnahme an den Presserat nach.
Die Reduktion einer 66-jährigen Frau, Ökonomin, ehemaligen Harvard-Absolventin, Finanz- und Aussenministerin eines grossen Landes sowie stellvertretenden Generaldirektorin der Weltbank auf «66-jährige Grossmutter» sei sehr wohl diskriminierend - dies hielt der Presserat in seinen am Dienstag veröffentlichten Erwägungen fest. Die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala sei dadurch herabgesetzt worden.
Die umgekehrte Schlagzeile «66-jähriger Grossvater wird WTO-Chef» werde bei einem ehemaligen Finanz- und Aussenminister eines 200-Millionen-Staates «sicherlich nicht verwendet», so der Presserat. Immerhin sei zu würdigen, dass die Redaktion zeitnah Korrekturmassnahmen getroffen und sich entschuldigt habe.