Psychiatrie Münsingen entlässt Chef-Arzt wegen Kirschblüten-Affäre
Das Psychiatriezentrum Münsingen hat den Klinikdirektor Thomas Reisch wegen der verschwiegenen Kirschblüten-Affäre entlassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Psychiatriezentrum Münsingen trennt sich von seinem ärztlichen Direktor Thomas Reisch.
- Der Grund dafür ist eine Untersuchung aufgrund der Kirschblüten-Affäre.
- Die Therapieformen der Kirschblütler sind sehr umstritten.
Mehrere Jahre lang arbeiteten drei Psychiaterinnen und Psychiater der sektenähnlichen Kirschblütengemeinschaft im Psychiatriezentrum Münsingen (PZM). Nun musste die Klinik Konsequenzen ziehen – und kündete dem Chefarzt.
Durch die Anstellung von drei Fachpersonen aus der Kirschblüten-Gemeinschaft seien keine Patienten und Patientinnen zu Schaden gekommen.
Das Psychiatriezentrum Münsingen entlässt Klinikdirektor
Dennoch gebe es Handlungsbedarf. So trennt sich das Psychiatriezentrum von seinem ärztlichen Direktor Thomas Reisch. Dazu nimmt man Änderungen an der Organisation der ärztlichen Direktion vor. Weiter wird eine externe, anonyme Meldestelle für mögliches Fehlverhalten geschaffen.
Verwaltungsratspräsident Jean-Marc Lüthi und Direktor Ivo Spicher präsentierten am Dienstag vor den Medien die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung. Das PZM hatte diese im Februar eingeleitet.
Diese drehte sich um drei Psychiaterinnen, die der Kirschblüten-Gemeinschaft angehören und während mehrerer Jahre in Münsingen BE tätig waren. Die Therapieformen der Gemeinschaft sind umstritten. So ist in Medienberichten immer wieder die Rede von Sexualpraktiken und illegalen Drogen.
Der Klinikchef Thomas Reisch hatte zudem intern darüber informiert, dass er eine Beziehung mit einer Kirschblütlerin führe. Er soll sich aber selber von den Therapien distanziert haben, welche bei der Gemeinschaft zur Anwendung kommen. Bis Abschluss der Untersuchung zog sich der Klinikchef in gegenseitigem Einvernehmen zurück.
Weitere Untersuchung noch im Gang
Noch im Gang ist eine weitere Untersuchung, die der Kanton Bern kürzlich in Auftrag gegeben hat. Der St. Galler Psychiatriedirektor Thomas Maier soll Medienberichten nachgehen, wonach in Münsingen wegen Personalmangels häufiger freiheitsbeschränkende Massnahmen wie Isolation angewendet wurden. Maier soll sich aber auch mit den Vorgängen rund um die Kirschblütler befassen.
Das Psychiatriezentrum Münsingen gehört zu den grössten psychiatrischen Kliniken der Schweiz. Jährlich werden über 3100 Patientinnen und Patienten behandelt.