Rassisten beschimpfen Postfinance – diese reagiert genau richtig
Wegen einem Inserat mit zwei dunkelhäutigen Menschen erhält die Postfinance online zahlreiche rassistische Kommentare. Die Bank hält mit Freundlichkeit dagegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Postfinance muss auf Twitter gegen eine Flut von rassistischen Kommentaren ankämpfen.
- Der Grund: Ein Werbesujet, das ein dunkelhäutiges junges Paar zeigt.
- Die Bank kontert die Rassisten-Aussagen mit freundlichen Gegenfragen.
Es ist ein ganz klassisches Sujet, mit dem die Postfinance neu Werbung für seine Fondssparpläne macht: Ein lächelndes junges Paar in dem Alter, in dem man sich wohl langsam Gedanken über Vorsorge macht.
Aber weil das Paar dunkelhäutig ist, erntet die Bank in den sozialen Medien nun zahlreiche rassistische Kommentare. «Wird die Investition dann über das Sozialamt geregelt?», fragt etwa ein Nutzer. Das «Wokesein» bringe Konsequenzen für das Unternehmen, meinen andere.
Mehr rassistische Aussagen auf Social Media
«Wir haben generell festgestellt, dass der Dialog und damit auch rassistische und diskriminierende Aussagen auf den Kunden-Kanälen von Postfinance zugenommen haben», bestätigt Mediensprecher Rinaldo Tibolla auf Anfrage. Gerade bei dieser Werbung seien die Kommentare mehrheitlich rassistisch.
Das Unternehmen reagiert auf die Hasskommentare mit freundlichen Gegenfragen und Kommentaren. «Die klassischen Schweizer», meint etwa ein Nutzer sarkastisch. Die Antwort der Postfinance: «Genau, sparen ist tatsächlich eine typisch schweizerische Eigenschaft.»
Aber wäre es nicht besser, die Rassisten einfach zu ignorieren und die betreffenden Kommentare zu löschen? Man wolle negative Rückmeldungen ernst nehmen «und angemessen darauf reagieren», so Tibolla. Der Bank sei es den Aufwand wert, hier Haltung zu zeigen.
Postfinance: «Für Rassismus gibt es keinen Platz»
«Bei öffentlichen Plattformen wie Twitter kann eine direkte Antwort die Transparenz fördern und anderen Benutzerinnen und Benutzern unsere Haltung aufzeigen», so der Mediensprecher. Für Rassismus hätten sie keinen Platz, betont er.
Dafür gibt es auf der Social-Media-Plattform auch Applaus für die Bank. «Ihr seid die besten», schreibt etwa ein Nutzer. «Keep slayin' und lasst euch von Rassisten nicht die Laune verderben.»
Kommentare nicht einfach so stehen lassen
Diese Strategie des offenen Dialogs begrüsst auch Giulia Reimann von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR. «Es ist wichtig, diskriminierende Kommentare nicht einfach so stehen zu lassen», betont sie. «Denn dies signalisiert einerseits, dass sie nicht toleriert werden und andererseits, dass dies nicht die einzigen Meinungen sind.»
Die Kommentare einfach zu löschen, ist auch für Reimann keine Option, solange diese nicht strafrechtlich relevant sind. «Es gilt die Meinungsäusserungsfreiheit – diese schützt auch Äusserungen, die missfallen und störend sind», erklärt sie. Jede Art von Hassrede könne aber auf der Meldeplattform für rassistische Online-Hassrede der EKR gemeldet werden.