Räumung verzögert: Munitionslager Mitholz BE bleibt länger
Das verschüttete Munitionslager in Mitholz sorgt weiter für Komplikationen. Das notwendige Plangenehmigungsverfahren für die Räumung verzögert sich um ein Jahr.
Das Plangenehmigungsverfahren für die Räumung des Munitionslagers in Mitholz BE startet ein Jahr später als geplant. Wie unter anderem «Blick» berichtet, soll es erst im Jahr 2026 losgehen.
Eine Win-win-Situation?
Der Grund dafür, dass sich die Räumung verzögert, sind umfangreiche Schadstoffuntersuchungen, die noch durchgeführt werden müssen. Adrian Götschi, Projektleiter des Bundes, bezeichnet die Situation als «Win-win-Situation».
Die betroffenen Bewohner erhielten so mehr Zeit für den Bau ihrer Ersatzhäuser. Derweil könne der Bund die Projektunterlagen gründlicher vorbereiten.
Bei Bohrungen im Schuttkegel der Anlage waren zuletzt unerwartet hohe Belastungen festgestellt worden. SRF berichtet, dass bereits in den oberen Schichten Munition gefunden wurde, was ursprünglich nicht vermutet worden war.
Zwischenfälle und Verzögerungen
Zudem ereignete sich ein Zwischenfall, als eine Granate bei einer Bohrung zu einer Mini-Explosion führte und den Bohrkopf beschädigte. Auch dies, so SRF, zeige die Komplexität und Gefährlichkeit der Räumungsarbeiten.
Die Umweltbelastung stellt eine weitere Herausforderung dar. Laut SRF sind 77 Jahre nach der Explosion noch immer Schwermetalle und Sprengstoffrückstände im Boden nachweisbar.
Fast 4'000 Bodenproben wurden in Gärten, Wiesen und Dorfgebieten von Mitholz entnommen. Die Analyse dieser Proben dauert länger als geplant, was die Definition konkreter Massnahmen zur Räumung verzögert.
Gefundene Munition abgeben
Für die Bewohner von Mitholz bedeutet die Tatsache, dass sich die Räumung verzögert, zusätzliche Jahre der Unsicherheit. Zehn Häuser liegen in einem Bereich, der hierfür evakuiert werden muss.
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) appelliert derweil an die Bevölkerung, gefundene Munitionsreste abzugeben. Matthias Matti, Sprecher Mitholz des VBS, betont dem SRF gegenüber: «Es ist Munition, das ist gefährlich».
Vollständige Räumung verzögert sich seit rund 80 Jahren
Im Dezember 1947 kam es im ehemaligen Munitionslager der Armee in Mitholz zu grossen Explosionen. Etwa 3000 der 7000 Tonnen eingelagerter Munition explodierten oder verbrannten.
Die Bewohner flohen teilweise nur in Unterwäsche und Mantel bekleidet aus ihren Häusern. Neun Menschen starben und Dutzende Häuser wurden zerstört.
Nach der Katastrophe beschloss der Bundesrat, 2500 Tonnen Artilleriemunition in verschiedenen Seen zu versenken. Zusätzlich wurden ca. 1500 Tonnen von Rückständen aus Mitholz im Thunersee versenkt.
Hunderte Tonnen gefährlicher Sprengstoff
2018 stellten die Behörden fest, dass von den verbliebenen Munitionsresten weiterhin eine Explosionsgefahr ausgeht. Es sollen noch 3'500 Bruttotonnen Munition mit einigen Hundert Tonnen Sprengstoff in den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel liegen.
Der aktuelle Zeitplan sieht vor, dass bis 2027 Vorausmassnahmen realisiert werden. Bis 2032 sollen Schutzbauten für Strasse und Schiene entstehen. Die eigentliche Räumung der Munitionsrückstände soll bis 2040 erfolgen.