Razzia der Weko bei Finanzinstituten wegen Bevorzugung von Twint
Die Wettbewerbskommission ermittelt gegen mehrere Schweizer Finanzinstitute. Diese sollen Twint gegenüber anderen mobilen Bezahllösungen bevorzugen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grossbanken Credit Suisse und UBS sowie die Postfinance wurden das Ziel von Razzien.
- Die Banken sehen erachten die Vorwürfe der Weko als unbegründet.
Der Kampf um die Vorherrschaft bei Bezahl-Apps in der Schweiz hat erneut die Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen. Die Wettbewerbskommission (Weko) ermittelt gegen Schweizer Finanzinstitute wegen dem mutmasslichen Boykott von Apple Pay und Samsung Pay. Zugleich läuft aber weiterhin eine Untersuchung gegen Apple.
Die Wettbewerbsbehörde hat am Dienstag Razzien bei den Grossbanken Credit Suisse und UBS, der Postfinance sowie den Kreditkartenfirmen Swisscard und Aduno durchgeführt, wie sie heute Donnerstag mitteilte. Es bestehe der Verdacht, dass die Schweizer Finanzinstitute sich abgesprochen hätten, ihre Kreditkarten nicht für die Benutzung mit Apple Pay und Samsung Pay freizugeben. Dies, um die Schweizer Bezahl-App Twint zu bevorzugen.
Der Verdacht, dass die Banken und Kreditkartenfirmen ihre eigene Bezahl-App Twint gegen die internationale Konkurrenz schützen, ist nicht neu. So hatten bei der Lancierung von Apple Pay vor zweieinhalb Jahren nur wenige Kreditkartenherausgeber ihre Karten für den Dienst freigeschaltet.
Banken sehen Vorwürfe als unbegründet
Die betroffenen Institute zeigen sich derweil zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe als unbegründet erweisen werden. Die Postfinance kooperiere mit der Wettbewerbsbehörde zur Klärung des Sachverhalts, teilte die Post-Tochter mit.
Die UBS kommentiert laut ihrer Stellungnahme zwar keine laufenden Untersuchungen. Sie hält aber fest, dass sie bereits 2016 versucht habe, sich mit Apple Pay über eine Nutzung der UBS-Kreditkarten zu einigen.
Credit Suisse führt Gespräche
Die Credit Suisse wiederum erklärte, dass man überzeugt sei, dass sich die Vorwürfe als unbegründet erweisen werden. «Über unsere fünfzigprozentige Tochtergesellschaft Swisscard bieten wir bereits heute Konsumenten in der Schweiz Zugang zu Apple Pay und Samsung Pay», schrieb die CS in einer Stellungnahme.
Vor zwei Jahren hatten die Banken Twint mit dem Konkurrenten Paymit fusioniert. Seither gehört Twint den sechs grössten Schweizer Banken und der Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX.
Weitere Durchsuchungen geplant?
Vorläufig fokussieren sich die Untersuchungen auf Banken, die mit Twint zusammenarbeiteten, sagte Weko-Vizedirektor Olivier Schaller. Das müsse aber in Zukunft nicht so bleiben.
Die Weko hat zwar gegen die Bezahl-App Twint keine Vorwürfe erhoben. Sie hat aber auch ihre Räumlichkeiten durchsucht, wie Twint heute Donnerstag bekannt gab. Darüber zeigt sich die Tochter der Banken erstaunt.
Apple blockiert NFC-Funktion
Die Twint-App hat dabei einen gewichtigen Nachteil: Apple blockiert der Konkurrenz auf dem bei Schweizer besonders beliebten iPhone den Zugang über den Kurzfunktechnologie NFC, die die schnellste und einfachste Technologie zum kontaktlosen Bezahlen ist.
Die Wettbewerbskommission untersucht schon seit längerem, ob Apple damit den Wettbewerb behindert.