Regisseur Sahebi: «Mein Film versetzte mich in meine Jugend»

Kira Schilter
Kira Schilter

Bern,

«Gefangene des Schicksals» feiert am 15. März seine Premiere in Bern. Regisseur Mehdi Sahebi erzählt bei Nau.ch, wieso ihm der Dokumentarfilm so viel bedeutet.

Mehdi Sahebi
«In meinem Film lag der Fokus darauf, die Menschen als Individuum darzustellen», sagt Mehdi Sahebi, Regisseur von «Prisoners of Fate». - prisoners-of-fate.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 15. März ist die Premiere des Dokumentarfilms «Gefangene des Schicksals» in Bern.
  • Regisseur Mehdi Sahebi zeigt darin das Leben von afghanischen und iranischen Geflüchteten.

Der Dokumentarfilm «Gefangene des Schicksals» verfolgt den Alltag von Geflüchteten aus Afghanistan und dem Iran in der Schweiz. Über Jahre begleitet der iranische Regisseur Mehdi Sahebi die Protagonistinnen und Protagonisten. Auf feinfühlige und doch witzige Art zeigt Sahebi auf, wie sie leben, was sie zerreisst, was sie aufbaut.

So zeigt Sahebi auf unaufdringliche Weise, wie Menschen eben Gefangene des Schicksals sein können. Und wie Freundschaft, Glück und Zusammenhalt Lichtblicke in dieses Gefängnis bringen können. Nau.ch hat mit dem Regisseur gesprochen.

Nau.ch: Mehdi Sahebi, die Idee und auch einige der Protagonistinnen und Protagonisten fanden Sie in einem Chor.

Mehdi Sahebi: Genau, der Startenor Christoph Homberger hatte im Jahr 2015 die Idee, einen Chor mit Geflüchteten und Einheimischen zu gründen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, miteinander in Kontakt zu treten. Er fragte mich, ob ich ihn dabei unterstützen möchte. Ich schlug vor, dass ich an allen Chorproben teilnehme und das Ganze mit der Kamera dokumentiere. So habe ich über einen Zeitraum von sechs Monaten alle Chorproben aufgezeichnet, die jeweils jeden Montag stattfanden.

Im Chor nehmen Menschen aus vielen verschiedenen Ländern teil, darunter auch Menschen aus Afghanistan und dem Iran. Durch die gemeinsame Sprache, nämlich Persisch, konnte ich einen viel engeren Kontakt zu den Persischsprachigen herstellen. Bereits während der Chorproben entschied ich mich dazu, mit den afghanischen und iranischen Menschen einen Film zu drehen. Diese Gelegenheit, in der Schweiz in meiner eigenen Sprache einen Film zu machen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Nau.ch: Sie sind selbst in den 1980er-Jahren aus dem Iran in die Schweiz geflüchtet. Erkannten Sie sich in den Menschen wieder, die Sie porträtierten?

Sahebi: Ja, mit diesem Film bin ich eigentlich wieder in meine Jugendzeit versetzt worden. Die ersten Monate und Jahre in einem fremden Land sind sehr hart. Man hat die eigene Familie verlassen, hat keine Freunde, man ist anonym und einsam. Es ist mir sehr ähnlich gegangen.

Nau.ch: Wie gehen die Menschen damit um?

Sahebi: In der Fremde setzt man sich intensiv mit sich selbst und der eigenen Kultur auseinander. Man sieht, wie die Protagonistinnen und Protagonisten in allen Szenen ihre Traumata verarbeiten. Manchmal tun sie dies mit viel Humor. Humor ist ein Mittel, mit dem man die eigene Situation relativieren und eigene Fehler eingestehen kann.

In meinem Film lag der Fokus darauf, die Menschen als Individuum mit eigener Persönlichkeit und Einzigartigkeit darzustellen.

Nau.ch: Wieso war das so wichtig für Sie?

Sahebi: In den Medien sieht man Flüchtlinge häufig in einer Gruppe, in Massen. Wenn man Menschen ständig in Massen präsentiert, erscheinen sie uns als etwas Bedrohliches. Dadurch neigen wir dazu, gegenüber den individuellen Schicksalen unempfindlich zu werden.

Ich wollte die Geflüchteten aus dieser Sprachlosigkeit, die man in einem fremden Land hat, herausholen und ihnen eine Stimme geben. Denn wenn man den Geflüchteten wirklich begegnet, sich mit ihren Geschichten vertraut macht, merkt man erst, wie komplex die Realität ist.

«Gefangene des Schicksals» (Gefangene des Schicksals) feiert seine Premiere in Bern am 15. März um 20.00 Uhr im Kino Rex. Anschliessend gibt es ein Gespräch mit Mehdi Sahebi.

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