Remakes und Fortsetzungen: Der Filmindustrie gehen die Ideen aus
In den letzten Jahren gibt es immer mehr Remakes, Spin-offs und Fortsetzungen von Filmklassikern. Was sind die Gründe für diese Wiederholungen?
Das Wichtigste in Kürze
- In letzter Zeit gibt es viele Spin-offs, Remakes und Fortsetzungen von Filmen und Serien.
- Im Bereich des Blockbuster-Kinos stimme das, sagt Filmwissenschaftler Simon Spiegel.
- Das gelte aber nicht für alle Filmbereiche.
2022 gab es die Fortsetzung von «Top Gun». 2026 soll eine «Harry-Potter»-Serie erscheinen. «Die Ringe der Macht» flimmern als Spin-off von «Herr der Ringe» über die Bildschirme.
Sowohl von «Harry Potter» als auch von «Herr der Ringe» gibt es mit «Phantastische Tierwesen» und «Der Hobbit» bereits Prequels.
Kurz: Das Prinzip vom «alten Wein in neuen Schläuchen» scheint auch in der Filmindustrie zu gelten.
Kürzlich was es gerade «Beetlejuice Beetlejuice», die Fortsetzung des 1988er-Klassikers mit Winona Ryder, der im Kino gezeigt wurde. Und momentan tourt die Crew des neuen «Gladiator»-Films um die Welt – auch eine Neuverfilmung.
Mangelt es an Ideen für neue Filme und Serien? Oder warum werden so viele alte Klassiker neu aufgelegt oder fortgesetzt?
Wiederverwertung im Blockbuster-Bereich
«Es ist zweifellos richtig, dass im Bereich des Blockbuster-Kinos seit einiger Zeit die Wiederverwertung bestehender Stoffe dominiert.» Das bestätigt Simon Spiegel, Filmwissenschaftler an der Universität Zürich, gegenüber Nau.ch.
Für ein Studio sei es schlicht zu risikoreich, 150 oder 200 Millionen in einen unbekannten Stoff zu investieren. Spiegel: «Da setzt man lieber auf halbwegs sichere Werte.»
Das betont auch der deutsche Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger. In einem von ihm 2019 publizierten Artikel im Journal «Mediendiskurs» erklärt er: «Wenn etwas schon einmal geklappt hat, lassen sich daraus vielleicht weitere Erfolge entwickeln.»
Hallenberger weiter: «Auf jeden Hit in jedem Medium kommen eine Vielzahl von Flops. Daher sind alle Strategien zur Risikominimierung bei Neuproduktionen äusserst willkommen.»
Je kommerzieller, umso standardisierter
Simon Spiegel erklärt, warum dieses Phänomen bei Blockbustern am meisten verbreitet ist: «Je kommerzieller die Produktion, je grösser das anvisierte Publikum, umso standardisierter die Produktion.» Dies sei bei Genre-Kino – und kommerzielles Kino sei meist Genre-Kino – immer so.
Genre-Filme seien Filme, bei denen viele Elemente im Voraus bekannt seien, respektive sogar erwartet würden. «Ein Actionfilm ohne Schiesserei und Explosion wäre eine Enttäuschung.»
«Prozentsatz interessanter Werke immer gleich gross»
Jedoch mache dieser Blockbuster-Bereich nur einen Bruchteil der gesamten Film-Anzahl aus. Auch im letzten Jahr seien viele Filme mit ungewohnten erzählerischen und formalen Ansätzen erschienen, so Spiegel. Darunter unter anderem der Oscar nominierte Film «The Zone of Interest» oder «Challengers» mit Zendaya in der Hauptrolle.
Es sei «offensichtlich falsch» zu behaupten, dass «diese Filme nur ein Wiederkäuen von Altbekanntem» seien. Zwar sei es keine wissenschaftlich fundierte Aussage, so Spiegel, aber: «Ich bin davon überzeugt, dass der Prozentsatz neuer, interessanter Werke letztlich immer ungefähr gleich gross bleibt.»