Rettungschef Air Zermatt: Vater und Sohn handelten grob fahrlässig
Nicht nur schlecht, sondern gar nicht ausgerüstet: Der Vater und dessen Sohn, der am Donnerstag im Monte-Rosa-Massiv in eine Gletscherspalte gefallen war und dabei tödlich verletzt wurde, hätten grob fahrlässig gehandelt. Das sagt der Rettungschef der Air Zermatt.
Das Wichtigste in Kürze
- «Grob fahrlässig»: So lautet das Urteil des Rettungschefs zum tödlichen Gletscherunfall in Zermatt.
- Ein Vater und sein tödlich gestürtzter Sohn waren ohne Ausrüstung und ohne Kenntnis auf einem Gletscher unterwegs.
- Die Bergung beim Monta-Rosa-Massiv war schwierig.
Es war nicht etwa grosses Pech oder ein dummer Zufall, es war grob fahrlässig: So stuft Anjan Truffer, der Rettungschef der Air Zermatt, den tödlichen Unfall eines 17-Jährigen aus Winterhur ZH ein, der sich am Donnerstag unterhalb der Monte-Rosa-Hütte in Zermatt ereignet hatte. Er machte mit seinem Vater einen Spaziergang im Gletschergebiet, bevor die beiden von einem Heli abgeholt werden sollten. Doch auf einem Gletscher auf 3200 Metern über Meer muss jeder Spaziergang gut vorbereitet sein. Und dieser war es nicht.
Überhaupt keine Ausrüstung
Die beiden unerfahrenen Touristen waren weder angeseilt noch verfügten sie über die nötige technische Bergausrüstung. «Der Unfall wäre vermeidbar gewesen», sagt Truffer einen Tag nach dem tödlichen Sturz im Gespräch mit dem Walliser Boten. «Vater und Sohn waren nicht nur schlecht, sondern gar nicht erst ausgerüstet. Zudem hatten sie keine Kenntnis des Gebiets. Die Ratschläge des Hüttenwarts, den Helikopter in der Nähe der Hütte abzuwarten, nicht zu befolgen, war grob fahrlässig», so Truffer.
Der 17-Jährige mit japanischer Staatsbürgerschaft und sein Vater waren bereits tags zuvor zur Monte-Rosa-Hütte gelaufen. Dort riet ihnen der Hüttenwart, nicht mehr weiterzugehen, da sie zu schlecht ausgerüstet seien. Deshalb sollte sie am Donnerstag ein Heli abholen. Doch sie entschieden sich, vor dessen Ankunft noch einen Spaziergang zu unternehmen. Ein fataler Entscheid. Denn von diesem kehrte der Sohn nicht mehr lebend zurück. Rund einen Kilometer von der Hütte entfernt brach er durch die von der Mittagssonne aufgeweichte Schneedecke und fiel in die zwölf Meter tiefe Gletscherspalte.
Schwierige Bergung
Der Jugendliche wurde nach einer technisch schwierigen und aufwendigen Rettungsaktion mithilfe eines Drehbeins aus der Spalte geborgen. Er sei bereits bei der Bergung nicht mehr ansprechbar gewesen, sagt Klaus Tscherrig, der an jenem Tag Rettungspikett bei Air Zermatt gehabt hatte. Noch vor Ort wurde eine Reanimation eingeleitet. Die Wiederbelebungsmassnahmen wurden noch über eine Stunde nach der Rettung fortgeführt und um 14 Uhr eingestellt.
Wer auf Gletschern unterwegs ist sollte sich im Klaren sein, dass es dabei wichtige Regeln zu beachten gilt:«Grundsätzlich geht man Wanderungen auf schneebedeckten Gletschern immer angeseilt an», rät Klaus Tscherrig im Walliser Boten. Und:«Das Monte-Rosa-Massiv ist kein Ort für 'Spaziergänge' – es ist eine hochalpine Gebirgswelt, in welcher Ausrüstung und Kenntnisse vorhanden sein müssen», sagt Rettungschef Truffer.