Roger Köppel will Antibabypillen für Afrika gegen den Klimawandel

Florian Stuber
Florian Stuber

Zürich,

Dass Roger Köppel kein Freund der Klimabewegung ist, ist schon lange klar. Nun forderte er aber eine kontroverse Massnahme zum Schutz der Umwelt.

Roger Köppel Abstimmung
Wurde Roger Köppel tatsächlich rausgeschmissen? - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Roger Köppel fordert Antibabypillen für Afrikanerinnen, um die Umwelt zu schützen.
  • Der Tweet des Nationalrats bekommt viele Likes – er sorgt aber auch für scharfe Kritik.
  • User vergleichen Roger Köppel nun mit Schalke-Boss Tönnies, der Ähnliches forderte.

Seit Wochen und Monaten schiesst Weltwoche-Chef Roger Köppel gegen die «Klimahysterie». Nun legt er eine Schippe drauf.

Auf Twitter schreibt er, der Westen sei nur für 26 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Der Rest komme aus den anderen Ländern, und insbesondere in Afrika sei das «gigantische Bevölkerungswachstum» schuld daran. Deshalb fordert der SVP-Nationalrat Antibabypillen für die dritte Welt. Verhütung sei eine wirksamere Methode gegen den Klimawandel «als Schweizer CO2-Verbote».

Damit bewegt er sich auf der Linie des Vereins Ecopop. Dieser wollte 2014 mit einer Initiative den Zugang zu Verhütungsmittel für Dritt-Welt-Länder verbessern. So sollte die Zuwanderung begrenzt werden.

Viele Likes, aber auch viel Kritik

Die Meinungen darüber sind natürlich geteilt. Der Tweet hat 18 Stunden nach der Veröffentlichung rund 1200 Herzchen und über 300 Retweets. Im Vergleich zu seinen sonstigen Posts ziemlich viel – normalerweise hat Roger Köppel zwischen 50 und 200 Likes.

In den über 100 Kommentaren hagelt es aber in erster Linie Kritik. Darunter sind böse Bemerkungen wie «Die hätte Ihre Mutter einnehmen sollen».

Allerdings gehen viele User auch mit konstruktiven Beiträgen auf Köppels Tweet ein. Einer der Kritikpunkte: Köppel beziehe sich nicht auf die CO2-Emissionen pro Kopf. Wer das nicht tue, habe «jede Glaubwürdigkeit schon im Vorfeld verspielt», meint ein User.

Afrika mit geringem CO2-Ausstoss pro Kopf

Viele weisen darauf hin, dass der Westen nur rund 10 Prozent der Weltbevölkerung stelle, aber 26 Prozent der CO2-Emissionen verursache.

Im Gegensatz dazu hat der Kontinent Afrika einen sehr kleinen Pro-Kopf-Anteil. So liegen die zehn Länder mit dem niedrigsten CO2-Ausstoss pro Kopf alle in Afrika.

Tweet Köppel Frank Zeugin
Ein Twitter-User macht darauf aufmerksam, dass nur 10 Prozent der Bevölkerung im «Westen» leben. - Twitter/@FrankZeugin

Zudem führen zahlreiche Nutzer an, dass Dritt-Welt-Länder auch viel für den Westen produzierten. Deshalb habe der Westen selber auch einen Anteil an deren CO2-Emissionen. Ein User fragt den begeisterten Tennisspieler Roger Köppel: «Woher stammen wohl Ihre Hemden, Socken und Tennisschläger?»

Roger Köppel auf Pfaden von Schalke-Tönnies

Vor wenigen Wochen empörte Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04, mit einer ähnlichen Aussage. Er forderte, dass man gegen den Klimawandel lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren sollte, statt die Steuern zu erhöhen. «Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.»

Deshalb dauertes es nicht lange, bis Vergleiche mit Tönnies folgten.

Tweet Til Morrow
Ein User vergleicht Roger Köppel mit Clemens Tönnies. - Twitter/@tilmorrow

Tönnies entschuldigte sich später für seine Äusserungen und wurde für drei Monate beurlaubt. Dass Ständerats-Kandidat Köppel dasselbe macht, ist eher unwahrscheinlich. Er würde sonst die Wahl verpassen.

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