SBB-App legt Pendler mit falschem Halt rein
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Zug hielt in Rotkreuz auf einem Mittelgleis, eine Leserin konnte nicht aussteigen.
- Der Halt war in der SBB-App verzeichnet. Der SBB ist das Problem bekannt.
- Sie nimmt die dies bewusst in Kauf, damit die Zug-Formation korrekt angezeigt werde.
Böse Überraschung für eine Pendlerin: Sie wollte von Zug nach Rotkreuz ZG fahren. Die Fahrplan-App der SBB spuckte eine Verbindung mit dem Eurocity nach Milano aus, der «ausserordentlich» in Rotkreuz halte. Dies tat der Zug auch – auf einem Mittelgleis. «Links und rechts hatte es Züge, ich konnte nicht aussteigen», schildert die Leserin das Erlebnis.
Die Folge: Obwohl der Zug rund fünf Minuten in Rotkreuz stand, musste die Leserin bis nach Arth-Goldau weiterfahren und von dort mit der S-Bahn zurück nach Rotkreuz. Laut einem SBB-Mitarbeiter, den die Leserin in Arth-Goldau auf das Problem ansprach, sei dies dem Unternehmen bereits bekannt.
Anzeige wird bewusst in Kauf genommen
SBB-Mediensprecher Raffael Hirt bestätigt den Vorfall auf Anfrage von Nau. «Die SBB nimmt diese verwirrliche Anzeige bewusst in Kauf, damit die Formation der Züge an den weiteren Bahnhöfen korrekt angezeigt wird.» In Rotkreuz muss der Zug eine Spitzkehre machen.
Beim «Halt» in Rotkreuz halte es sich um einen rein betrieblichen Stopp, da wegen einer Streckensperrung am östlichen Zugersee aktuell alle Züge zwischen Zug und Arth-Goldau via Rotkreuz verkehren müssen. Deshalb können Passagiere weder Ein- noch Aussteigen. Die entsprechende Meldung könne man aber leider nicht unterdrücken. Bei direkten Abfragen sollte die Verbindung laut Hirt aber nicht angezeigt werden.
Gemäss SBB Kein Einzelfall
Wie Hirt weiter ausführt, handelt es sich bei der «Falschanzeige» nicht um eine Ausnahme. «In Einzelfällen müssen unsere Entwicklerinnen und Entwickler den Online-Fahrplan ‹überlisten›, so zum Beispiel bei Baustellen, wie in diesem Fall.»
Hirt liefert gleich ein weiteres Beispiel, den Gotthard Panorama Express: Der Übersichtlichkeit halber werde die ganze Reise als Schiff angezeigt. «Der Zug hält auf dem Bahn-Abschnitt zwischen Flüelen und Lugano deshalb nicht auf Gleisen, sondern auf Stegen.»
Für die Leserin ein schwacher Trost – wegen dem Umweg über Arth-Goldau war sie knapp eine Stunde später zuhause als geplant.
Jetzt sind Sie gefragt!
Wurden Sie auch schon vom SBB Fahrplan geleimt, oder kennen sie andere Verbindungen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt? Schreiben Sie es in die Kommentare!