Scheitert der 5G-Ausbau an Baubewilligungen?
Bundesrätin Simonetta Sommaruga trifft sich nächste Woche mit den Chefs von Swisscom, Sunrise und Salt. Doch für 5G braucht es auch Baubewilligungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Simonetta Sommaruga trifft sich nächste Woche mit den CEOs von Swisscom, Sunrise und Salt.
- Um eine 5G-Antenne stellen zu können, bräuchte es aber auch eine Baubewilligung.
- Laut Gegnern der schnellsten Sendeleistung müssen die Grenzwerte jedoch gesenkt werden.
5G erlaubt 100-mal mehr Daten mit der zehnfachen Geschwindigkeit von heute herunterzuladen. Der Datenverkehr zwischen Handy und Antenne bis zu selbstfahrenden Autos und Heizungssystemen werden durch die fünfte Generation des Mobilfunkstandards geregelt.
Corona-Krise brachte die Telekominfrastruktur ans Limit
In der aktuellen Krise und vor allem während des Lockdowns steigerte sich der Datenverbrauch von Herr und Frau Schweizer enorm. Durch die ausserordentliche Datennutzung in Zeiten von Homeoffice, Homeschooling und ungewöhnlich viel Zeit Zuhause, kam die Telekominfrastruktur ans Limit. Die Corona-Pandemie brachte die Vorteile der Digitalisierung einmal mehr zum Vorschein und viele Unternehmen bauten diese gleich aus.
Auf der anderen Seite wurden jedoch auch die Stimmen von Kritikern und Esoteriker lauter. Bereits im letzten Jahr wehrten sich viele Schweizer gegen den Ausbau der 5G-Frequenzen, demonstriert wurde mit dem Slogan «Stopp 5G!». In Kampf gegen die elektromagnetischen Strahlen wurde gegen die «Zwangsbestrahlung» protestiert.
5G Bundesrat: Sommaruga in Verhandlungen mit Telekomvertretern
Die Reaktion der Politik folgte prompt. Doch Forderungen für ein flächendeckendes 5G-Netz prallten beim Bundesrat auf Widerstand. Dafür wird dieser unter anderem von Sunrise-Chef André Krause angegriffen: Laut ihm handle der Bundesrat zu passiv und trage Mitverantwortung für die Blockade beim 5G Ausbau.
Immerhin war die Schweiz weltweit eines der ersten Länder welches im Februar 2019 die 5G-Frequenzen an Mobilfunkanbieter versteigerte. Trotz grossen Werbekampagnen von Swisscom, Salt, Sunrise und Co. nutzen heute nur zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung 5G. Verantwortlich dafür werden die Strahlengrenzwerte bei den Mobilfunkantennen gemacht.
In der Woche vom 14. September wird Bundespräsidentin und Vorsteherin des BAKOM Simonetta Sommaruga die Chefs von Salt, Swisscom und Sunrise in Bern empfangen. Pascal Grieder, Urs Schaeppi und André Krause beharren darauf, dass die Strahlen keine schädlichen Folgen hätten. Die CEOs werden für den Ausbau kämpfen, dies auch mit Unterstützung von Branchen-Überwacher und Präsident der Comcom.
Schlafstörungen und Kopfschmerzen wegen Elektrosmog
Eine kleine Bewegung wehrt sich gegen die elektromagnetischen 5G Strahlen. Laut der Präsidentin des Vereins «Schutz vor Strahlung» beeinflussen die Strahlen die Hirnströme, vermindern die Lungen-Kraft und beeinträchtigen die Herztätigkeit. Die Grenzwerte müssen gesenkt werden und keinesfalls erhöht.
Auch die Umweltorganisation «Frequencia» kämpft mit Volksinitiativen gegen den Elektrosmog von Stromleitungen. Wie «Blick» berichtet, meldet sich ein Vorstandsmitglied und ETH-Ingenieur Peter Schlegl wie folgt zu Wort: «In der Umgebung jeder Antenne gibt es Menschen, die an Schlafstörungen, Kopfschmerzen und anderen Beschwerden leiden. Es überrascht nicht, dass fast gegen jede neue Antenne Einsprache erhoben wird.»
Verdichtung des Antennenetzes
«Der Staat hat zwar die Frequenzen vergeben, aber er hat es unterlassen, die notwendigen Rahmenbedingungen zu ihrer Nutzung zu schaffen.» Dies sagt Stephan Netzle, Präsident der Eidgenössischen Kommunikationskommission, zum «SonntagsBlick».
Flächendeckendes 5G werde auch nicht Realität, wenn die Grenzwerte irgendwann erhöht werden. Denn für jede einzelne Antenne mit Sendeleistung von 5G müsste eine Baubewilligung eingereicht werden.