Schon Kinder haben zu viel PFAS-Mengen im Blut
Labor-Tests zeigen, dass viele Leute, auch Kinder, zu hohe PFAS-Mengen im Blut haben. Diese Stoffe werden in der Industrie eingesetzt, einige sind verboten.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen haben eine zu hohe Konzentration von PFAS im Blut.
- Diese Stoffe werden in der Industrie eingesetzt und können gesundheitsschädigend sein.
- Ein Chemiker fordert deswegen ein allgemeines Verbot.
In der Vergangenheit wurden im Bau, in der Industrie und in anderen Bereichen Stoffe eingesetzt, die sich als schädlich herausstellten. Ein Beispiel dafür sind Per- und Polyflourierte Alkylsubstanzen (PFAS), die auch in Pestiziden vorkommen. Für viele dieser Stoffe gilt mittlerweile ein Verbot, dennoch können sie im Blut in erschreckenden Mengen nachgewiesen werden. Dies zeigen Labor-Untersuchungen von «Saldo».
Das Konsumentenmagazin liess das Blut von 35 Personen aus 18 Kantonen auf Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) untersuchen. Diese beiden Stoffe zählen zu den PFAS. Wegen ihrer hitzebeständigen, fett- und wasserabweisenden Qualitäten wurden sie oft eingesetzt. Seit 2021, respektive seit 2011 ist ihr Einsatz verboten, andere PFAS sind weiterhin erlaubt.
Die Labor-Tests zeigten: Alle Probanden hatten die Chemikalien im Blut. Und bei 32 von ihnen in so grossen Mengen, dass gesundheitlichen Folgen befürchtet werden müssen.
PFOA gilt als krebserregend, PFAS als möglicherweise krebserregend. Zudem können beide Stoffe das Hormon- und Immunsystem beeinträchtigen, den Cholesterinspiegel erhöhen und die Leber schädigen. Ausserdem erhöhen sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und können die Fruchtbarkeit von Frauen verringern. Sie reichern sich in den Organen an und bleiben jahrelang im Körper.
Chemiker: «PFAS müssen verboten werden»
Bei 29 Teilnehmern sind die PFOS-Werte so hoch, dass Gesundheitsschäden nicht auszuschliessen sind. Bei drei weiteren besteht «akuter Handlungsbedarf zur Reduktion der Belastung». Dies geht aus den Einschätzungen des deutschen Umweltbundesamtes hervor.
Woher die hohen Belastungen kommen, darüber kann nur spekuliert werden. Die vier Personen mit den höchsten PFOS-Werten wohnen in umgebauten Bauernhäusern oder wuchsen auf einem Bauernhof auf. Der Schaffhauser Kantonschemiker Kurt Seiler sagt, das könne ein Zufall sein.
Bei einer Person sieht er einen Grund in möglicherweise verseuchten Hühnereiern und Äpfeln. Das Nachbarhaus brannte einst, der Löschschaum mit PFOS könne in den Boden gesickert sein, wodurch die Lebensmittel belastet sind. Der Chemiker fordert klar: «PFAS müssen verboten werden.»
Auch die Eltern der beiden jüngsten Versuchspersonen, Nina (9) und Tim (7), fordern, dass etwas geschieht: «Wir können unsere Kinder nicht schützen, solange wir nicht wissen, wo PFAS enthalten sind.»