Schonende Immuntherapie statt aggressive Chemotherapie bei Leukämie

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Bern,

Forschende unter der Leitung der Uni Zürich (UZH) haben eine schonendere Methode zur Chemotherapie und Bestrahlung gefunden

Der spanische Tenor Jose Carreras, der selber eine Leukämie-Erkrankung überstanden hat, mit einem an Leukämie erkrankten Buben. Erfüllen sich die Prognosen von Zürcher Forschern, könnte bald eine schonende Immuntherapie die brutalen Nebenwirkungen von Chemotherapie ablösen. (Archivbild)
Der spanische Tenor Jose Carreras, der selber eine Leukämie-Erkrankung überstanden hat, mit einem an Leukämie erkrankten Buben. Erfüllen sich die Prognosen von Zürcher Forschern, könnte bald eine schonende Immuntherapie die brutalen Nebenwirkungen von Chemotherapie ablösen. (Archivbild) - sda - Keystone/AP/ECKEHARD SCHULZ

Chemotherapie und Bestrahlung bei Leukämie zur Vorbereitung einer Blutstammzellen-Transplantation ist ungeheuer belastend für Patienten und Patientinnen. Forschende unter der Leitung der Uni Zürich (UZH) haben jetzt eine schonendere Methode gefunden: Immuntherapie.

Einem Team von Wissenschaftlern und Ärzten der UZH, des Universitätsspitals Zürich (USZ) und der ETH Zürich ist es gelungen, im Tiermodell an Mäusen die Leukämie- und Blutstammzellen viel selektiver zu eliminieren als durch Chemotherapie, die mit einem Rundumschlag nicht nur die Krebs- und Blutstammzellen, sondern sämtliche sich teilende Zellen trifft – also praktisch alle Gewebe.

«Im Vergleich zur herkömmlichen Strategie wirkt unsere Methode sehr selektiv, da reife Blutzellen und andere Gewebe verschont werden», sagt Studienleiter Markus Manz, Medizinprofessor der UZH und Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie am USZ.

Die Forschenden wendeten die neuartige Zelltherapie namens «CAR-T» an. Dabei werden menschliche Immunzellen durch genetische Veränderung mit einem Rezeptor ausgestattet, dank dem sie gezielt nur an die Leukämie- und die gesunden Blutstammzellen andocken können und sie zerstören. Dies schafft Platz für die neuen, zu transplantierenden Spenderzellen.

Damit die genetisch veränderten Immunzellen nicht auch die Blutstammzellen des Spenders abtöten, werden die CAR-T-Zellen nach getaner Arbeit vor der Transplantation deaktiviert. Dies geschieht mit einem Antikörper gegen einen Oberflächenmarker der CAR-T-Zellen. Nach der Stammzelltransplantation nehmen die Spenderzellen im Knochenmark ihren Platz ein und beginnen, das Immun- und das blutbildende System des Patienten neu aufzubauen.

Erzielt wurden die Ergebnisse mit Zellkulturen im Labor und in Mäusen - wenn auch mit menschlichen Krebs- und Blutstammzellen. Markus Manz ist zuversichtlich, dass die Therapie auch bei Menschen wirksam sein kann: «Das Prinzip funktioniert: Es ist möglich, mit hoher Präzision die Leukämie- und Blutstammzellen in einem lebenden Organismus zu eliminieren.»

Derzeit testen die Forschenden, ob die Methode nur mit CAR-T-Zellen oder auch mit einfacheren Konstrukten – etwa T-Zell-aktivierende Antikörper – möglich ist. Sobald die präklinischen Arbeiten abgeschlossen sind, will Manz die neue Immuntherapie in einer klinischen Studie an Menschen prüfen. «Funktioniert unsere Methode auch beim Menschen, könnte sie die Chemotherapie mit ihren schweren Nebenwirkungen ersetzen, was für Patienten mit akuter myeloischer Leukämie oder anderen Blutstammzell-Erkrankungen ein grosser Gewinn wäre».

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